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Samstag, 6. August 2016

Immer noch heiß.

Wer zum Teufel hat eigentlich das Konzept der Sommerplatte erfunden? Wer auch immer es war, er oder sie hat da ein Bild von einem Album kreiert, dass man drei Monate lang am Stück zu jeder Tages-, Nacht- und sonstigen Aktivität hören kann, ohne irgendwann davon genug zu bekommen. Ein Album also, dass zum Rumliegen am Strand passt, genauso wie zum grillen mit Freunden, zum Fahrradausflug, zur Boulepartie, zu Sex in überhitzten Hotelzimmern im Urlaub. Es ist gleichermaßen der Soundtrack um Eisessen, zum Planschen im Pool, zum Gutes-Buch-lesen, zum Gin-Tonic trinke. Zum Rausgehen ohne Jacke. Zum Erdbeerenpflücken. Zum Wassermelonen-Essen und zum Besuch bei der Oma, die selbstgemachten, gut gekühlten Kartoffelsalat kredenzt. Insgesamt also ein Album, dass eher zur Saison mit den hohen Temperaturen passt.



Das muss nicht zwangsweise eine sehr melodiöse oder poppige Platte sein.Es gibt sicher genug Menschen, die bester Laune sind, wenn sie eine eher melancholische und zweifel verbreitende Musik hören. Ich glaube nicht, dass es sowas wie eine Sommerplatte gibt. Klar, vielleicht gibt es zwischen Juni und September mehr Tage, an denen man lieber was von den BEACH BOYS als von NACHTFROST hört, aber das hat sicher nichts mit der Jahreszeit zu tun. Geht im Winter sicher auch. Was mich zu den COATHANGERS bringt. Drei Frauen aus Atlanta, die vor einigen Wochen (Ok, es war schon im April. Aber April 2016.) ihr fünftes Album rausgebracht haben.



Vor fünf Wochen war der Sommer noch am Anfang und noch nicht mittendrin und auch wenn ich diesem Sommerplattenkonzept nicht viel abgewinnen kann (außer der Tatsache, dass man damit immer einen guten Aufhänger für eine Rezension am Start hat), könnte ich mir vorstellen mit "Nosebleed Weekend" eine Menge Zeit in dieser Saison zu verbringen. Da passt nämlich einiges. Zum einen ist es eine Platte, die hübsch abwechslungsreich ist, da gibt es Sounds, die die ganz locker die Energie von diversen Rrriot grrl und frühen Punkbands haben. Dann sind da welche mit einem ordentlichen 60ies-Girl-Group-Touch und insgesamt schwebt da über allem, noch so eine gewisse Grunge-Coolness. Also nicht diese pathetische Rockstar-Scheiße, wie sie SOUNDGARDEN oder PEARL JAM schon immer fabriziert haben. Mehr so diese wütende Art, die HOLE vor über 25 Jahren an den Tag gelegt haben. Davon ab ist das Artwork schon eher eins, das man mit dem Sommer verbinden könnte. Die drei Musikerinnen in luftiger Bekleidung auf einer Wiese im Gegenlicht fotografiert, auf dem Cover. Der Verweis zum nasenblutigen Albumcover wird da auch ganz locker miteingebunden. Und Back-Cover-Fotos, bei denen all drei mitten in der Nacht vor der Haustür sitzen, erinnern auch nicht an eiskalte Nächte in dunkler Jahreszeit. Also vielleicht doch eine Sommerplatte? Muss jeder für sich selber rausfinden.
Nimm Lana Del Rey das Valium weg und steck sie mit Courtney Love und den Go Go's eine Woche in einen Proberaum, dann weißt du ungefähr wie's klingt.

(F auf der 26-teiligen Renfield-Platten-Bewertungsskala)

Nosebleed Weekend von The Coathanger ist auf Suicide Squeeze Records erschienen.
Gary Flanell


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