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Sonntag, 26. April 2009

As I typed my experiences of allergic reactions due to pollen attack (by the way: This seem to be a GREAT name for an angry HC-Band. POLLEN ATTACK! I'll found it.) last time, I got the idea, if it would not be helpful to give some infos about the other content fo the issues of Renfield. Wow, what a genius that got this idea after posting more than the half of the Reviews till now...

In No. 16 we got Interviews with Emo-Grenades Schwere Artillerie from France (don't know if they still exist), Vic Bondi (one of the most impressing characters in US-HC/Punk-History) and  the directors of the very smart short film "Worldcup 90". Additional to this there were stories about holidays in Vienna, a gig of ska-punk pals Sondaschule at Tommyhaus in Berlin, a report about the Summerizefestival (Ah, it was this festival where two good friends of mine showed up with a strange american guy and forced Maurice from Die Türen to escape because he couldn't stand their senseless drunk palaver for five minutes. Sorry Maurice, that I still remember this, but these girls where really embarrassing and smoehow that's why I still love them.) Ah, and not to forget, in No. 16 we got a farewell to a really good friend. Still sad, but I think I will get over it now slowly. We won't forget you, Tobi. Now reviews.

The BellRays – Have A Little Faith
Kann es denn Zufall sein, daß Natascha Kampusch und die neue Bellrays-Platte zur gleichen Zeit rauskommen? Wohl kaum! Jedenfalls zwingt das neue Kompendium der wohl bekanntesten Band unter der Mainstream-Wahrnehmungsgrenze zum Nachdenken, ja nachdenken - über den Underground nämlich. Ohne allzu theoretisch werden zu wollen: die BellRays waren Underground. Garagiger Sound, das Gefühl, sie hätten alles gleichzeitig und zusammen eingespielt, und Songfragmente. Adorno oder Rock’n’Soul eben. Aber diesmal ist alles etwas anders: Bläsersätze, Streicher und Chöre, die die traute Viersamkeit sprengen, und dazu noch die eindeutige Radiotauglichkeit lassen mich fragen: was wollen sie? Außer eine wohlklingendes Album machen. Vielleicht doch endlich mal weniger als 180 Konzerte im Jahr spielen müssen? FM4 statt Tourbus? Eines ist jedenfalls fix: diese Platte kann man/frau nicht so schnell wieder im Regal verschwinden lassen, sie fesselt, sie hält dich fest. Oder leide ich hier einfach nur unter dem Stockholm-Syndrom? (auf Cheap Lullabys Rec., www.cheaplullabys.com) (Maddiin)

The Boy Group – Love Is A Freaquenzy
Freaks also. Solche Leute kennen wir. Aber nein! Nicht die, die „schlecht gekämmt“ mit „gutem Witz“ verwechseln. Wir meinen den freaky freak oder treffender „three freaks and a freaky freak“. Den durchgeknallten Synthie von nebenan, den aberwitzigen Mistkübler mit Sex-Appeal. Electrotrash oder „R’n’BMW“, wie man/frau in Berlin zu sagen pflegt. Der musikalische Dreitürer mit überproportionalisiertem Sub-Woofer. Biosprit meets Holy Shit. „You Never Really Know“. Die sensomotorischen Schemata locker! (Deleuze) Oder: Gut zitiert, du „Nike Monkey“! Langweilen gilt nicht! Zumindest die nächsten 50 Minuten. Zeit mißt sich in Breakbeats und der Herzschlag ist auch nur ein Metronom. Eine bessere Welt mit „Rock And Roll Robots“ überall. Ecriture Automatique wörtlich genommen, denn Worte sind Pausenfüller zwischen Satzzeichen. Auch die binäre Logik hat einen Rhythmus, nicht nur, wenn der CD-Player im Audi-Max-Café hängt. Hier kommt die „Discomotionparty“ und eines ist klar: Kein Grund für Angstschweiß beim „Freakalert“! Und übrigens: „Über Musik schreiben, ist wie zu Architektur tanzen.“ (auf Staatsakt, www.staatsakt.de) (Maddiin)

Sondaschule – Rambazamba
Ich bin dafür, daß der Begriff Ska-Punk aus dem allgemeinen Wortschatz verbannt wird und ab sofort überall durch die Bezeichnung Rambazamba-Musik ersetzt wird. Schließlich machen ja alle Skapunk-Bands ordentlich Rambazamba und warum sollte so ein schönes Wort nicht ein ganzes Musikgenre prägen? And now switch off to RuhrArea-Soundchip: Beide Sondaschule aus Mülheim anne Ruhr passt et dann sowie wie Aaasch auffen Aima. (wenn ich mal ne Tochta kriech, weisste, dann kriechtie auch en Dreifach-Namen. Dat Kind heisst dann Mülheim-Anne-Ruhr Kechler) Rambazamba wird versprochen und Ramazamba in allen Variationen mit Getröte gibbet lecka auffe Ohren. Alles also wie immer im Musikzimmer der Sondaschule? Jein. Also wie immer is, wennze sachst: Et is immer noch so ne Mische aus Punkrock (melodisch) und Ska (der dreifache Bläsersatz) und die Quatschtexte von Adolf Tegtmeier dem sein Ururenkel, Costa Cannabis. Aber anders is auch was: Zum Beispiel „Ich geh weg“, dat is so’nen astreinen HC-Mitgröhler, so was hattense bei „Klasse 1a“ nich. Un daß da der Wolfgang vonne Kassierern ma zu Gast is mit seine Jazzgitarre, auch nich. Et sieht auch so aus, als hätt unsa Costa sich beim Texte schreiben en bißken mehr übalecht als bei das letzte Mal. Geht jetzt also nich durchgehend umme Kifferei, Sauferei und Fickerei, sondern der macht auch ma fast schon einen auf philosophisch, wie dat so is, wenne vor die Trinkhalle sitzen tus und in die Sonne guckst. Da stellse dir schon mal vor, wie dat is, wennze en Maulwurf wärs. oder en Stier. Oder das getze zum Weltverbessern grade kein Zeit is. Oder lässt dir wat Sozialkritisches zu der Mutti mit dem Kind einfallen, die dann abends imma in dem Klub anschaffen tun geht. Dann isses so en bißken wie wat von dem Udo Jürgens am klingen, aber nich so in gut, leida, mehr so wie Schlager. Ansonsten läuft dies Rambazamba-Dingen, wat die Jungs machen tun, rein wie en lecka Herrengedeck am Sonntach nachmittach beim Taubenrennen bei Uschi anne Ecke. And now switch back to Hochdeutsch. (auf Knock-Out Rec.)

Me first and the Gimme-gimmes – Love their country
Dave, Spike, Joey, Jackson und Mike waren gerade draußen bei der Herde, als es passierte. Es war ein harter Tag gewesen, aber nun saßen sie bei einer Portion Speck mit Bohnen und einer Blechtasse Whiskey am Feuer, als die Geister von Hank, Johnny, Don, Kenny, Garth, Kris und Dolly in den Kreis traten. “Hey, ihr scheiß Punks“ dröhnten sie, „seit 9 Jahren spielt ihr jeden Scheiß, den unser Land an Populärmusik rausgebracht habt in eurer sonnigen Art nach. Habt R’n’B verwurstet, schrecklichen Musicalscheiß, Hitparadensoße – alles. Jetzt sind wir mal dran“ „Aber wir können doch nur Punk. Und nur den melodischen. Wie man’s von unseren anderen Bands kennt“ erwiderten die fünf Kuhjungen. „Das ist uns egal.“ riefen die Geister, „ Entweder ihr spielt jetzt unsere Songs, so wie ihr’s könnt oder wir verwandeln euch auf der Stelle in die Art von Kühen, die keine 500 Meter von euch die Prärie zukacken. Lasst euch was einfallen, wenn keiner merken soll, daß ihr nur Countrysongs spielt. Spielt doch die Anfangsmelodien von euren Lieblingsliedern vorne weg, dann merkt es eh keiner.“ Die Geister verschwanden, von denen keiner wusste wer sie gerufen hatte, aber Dave, Spike, Joey, Jackson und Mike löschten das Feuer und gingen schlafen. Am nächsten Tag verkauften sie die Kuhherde an den nächsten Farmer, gründeten eine Fachplattenfirma für melodische Punkmusik und nahmen – in Erinnerung an die Drohung der unruhigen Geister und die gute Idee, die damit bestens umgesetzt wurde, diese Platte auf. (Fat Wreck)

Motörhead - Kiss Of Death
Eigentlich dürfte ja über die neue Motörhead-Platte keine Rezension geschrieben werden. Was soll da drin stehen? Was Neues?! Drum hab ich ursprünglich eine verfaßt, bevor ich das Ding gehört hatte. Und: kein Satz war gelogen! Alles neu, alles alt. Rotation am Stand. Wie eine Platte eben. Wer hat eigentlich diesen Unfug erfunden, daß sich Bands weiterentwickeln müssen? Wer, verdammt, hat behauptet, hier ginge es um Kunst?! Das ist Rock’n’Roll! Stomp you feet and kill your Nackenmuskulatur! Es geht um Sex („with monsters“), Drogen („shoot me a line“), und Kuraufenthalte („Dr. Rock“). Die unheilige Dreifaltigkeit. Da muß die Platte gar nicht rückwärts abgespielt werden. Böse Rock-Masche? Ach was! Die wollen nur spielen. Schnell, schneller, am härtesten. 61-Jährigen wachsen keine Rastas mehr. Schaut Euch doch Eure Großeltern an! Altern in Würde heißt auch, keinen drink zu bereuen und die Vergangenheit nicht schönzufärben. Oder wie der singende Opa Lemmy seine früheste Erinnerung beschreibt: „Ich stehe im Laufstall, klammere mich an den Stäben fest und brülle. Ich muß wohl geprobt haben.“ Maddiin

Ensam – EP
Finnische Band auf amerikanischem Label aus Massachusetts. Ich würde ja gern wissen, wie das zusammengekommen ist, aber in Zeiten von Internet ist es wahrscheinlich unspektakulärer, als es sich anhört. Ensam ist jedenfalls eine vierköpfige Truppe aus Tampere und machen schnellen HardcorePunk mit einer Frau namens Diana als Sängerin. Diese kleine EP her erinnert klar an das, was man finnischen Punk aus den 80ern gewohnt ist – Artwork in Schwarzweiß gehalten und auch die Musik ist zwar schnell, aber nicht geknüppelt und auch nicht so emo-oder melodiemäßig. Kombiniert wird das dazu dann mit Lyrics, die nicht gerade lebensbejahend sind. Zeilen wie „The stones you throw at me can make scars to my soul“ sind nun mal keine Oden an die Freude. Was die Sache an sich aber nicht schlechter macht. Als Vergleichspunkte für den interessierten Punker könnte man Kaaos, Rattus, Inner Conflict oder Bluttat in Feld bringen. Halt guter, schnörkelloser HardcorePunk mit einer Frau am Mikro. Und für die Berliner: Irgendwie mehr Köpi als Wild at heart. (auf Bro-Core Records, P.O.Box 173, Granville)

Komety - Komety
Diese Band ist mal wieder eine nette Entdeckung. Die drei Typen aus Warschau sind angeblich die in Polen bekannteste Neo-Rockabilly-Band. Also: Twäng-Gitarre, Slap-Baß und knackiges Schlagzeug sind klar. Gesungen wird sehr unaufdringlich und kontrolliert, halb auf Polnisch und halb auf Englisch, wie beim Del Shannon-Cover „Runaway“ (eine der besten Cover-Versionen überhaupt!), „Blue Moon“ (Elvis) und drei selbst geschrieben Nummern. „Lonely Sky“ hat sich dabei als die Ballade der Saison bei mir festgesetzt. Großartig! Sucht Euch nen Freund oder ne Freundin, nur um sie zu verlassen und einen Anlaß zu haben, sich dieses Lied reinzuziehen! Das Album läuft momentan die ganze Zeit bei mir. Und bei einer Gesamtlänge von 20 Minuten (abgesehen von dem nach ebenfalls 20 Minuten einsetzenden 30-Sekunden-Ghost-Track) bekommt der Begriff „heavy rotation“ noch mal eine eigene Bedeutung. Eigentlich gab’s ja dieses Jahr schon einen Nachfolger dieser Platte, aber die werden wir wohl erst im nächsten Renfield vorstellen können. Ansonsten spielen die Jungs auch regelmäßig live außerhalb von Polen. Letztes Mal Anfang Oktober in der Köpi und im Trinkteufel in Berlin. In Wien hat’s – natürlich – noch nicht funktioniert... (Jimmy Jazz Records, www.jimmyjazz.pl
Gratis als Download unter http://infostore.org/info/583647?refer=762413&rs=2) (Maddiin)

I Walk The Line - Desolation Street
Johnny Cash? 2006? Alternative-Country? Nein, nein! IWTL ist eine finnische Band. 4 Jungs und 1 Mädel. Rock-Besetzung plus Keyboard. Und: Punk, melodisch obendrein. Ich würd ja jetzt gern erzählen, was für eine super Live-Band sie sind. Darf ich aber nicht. Ist ja eine Plattenkritik. Also: Auf ihrem 2. Album gibt’s wieder Punk-Riffs mit Ska-Einschlägen, ohne zum Hoppeln zu animieren. Dazu getragene Stellen und introvertierte Texte. Diese Leute können austeilen, aber auch anstecken. (OK, das war ein ziemlich schlechter Wortwitz, aber die guten hab ich schon bei den anderen Rezensionen verbraucht.) Daher wohl auch die Tatsache, daß ein selbst produziertes Album einer Underground-Band auf einem Underground-Label in die Top 30 der finnischen Hitparade kommt. Das ist intelligent gemachte aber trotzdem bodenständige Musik, wie vieles Neue aus diesem Land, dem Musikbegeisterte in nächster Zeit ihre Aufmerksamkeit schenken sollten. Hab ich schon erwähnt, daß sie live noch mehr rocken? Nächste Tour im Jänner. (Combat Rock Industry) (Maddiin)

Kein Bock auf Nazis – DVD
So ein Dreck. Nicht diese Dokumentation von den politisch engagierten Skapunkern ZSK, sondern die Tatsache, daß es im Jahre 2006 geradezu zwingend ist, sich klar antifaschistisch positionieren zu müssen. Sollte eigentlich eine selbstverständliche Sache sein, egal wie politisch man interessiert ist, aber wer sich ein bisschen die Wahlergebnisse der letzten Zeit angeschaut hat, wird sehen, daß das im Augenblick nicht der Fall ist. Sogar in Berlin mehren sich die Übergriffe von Hohlfaschos in letzter Zeit deutlich, auch in so einem als links bezeichneten Bezirken wie Friedrichshain. Als Gegenstück zu den Schulhof-CDs, die ja in letzter zeit oft von rechten Parteien verteilt werden kann man nun diese DVD sehen. Und die bringt ne Menge Informationen. Über rechte Codes, Organisationen, Geschäfte und Bands. Wer z.B. Thor Steinar bisher für eine harmlose, wenn auch doofe Klamottenmarke hielt, kann mal sehen, was dahinter steckt. ZSK stehen zum Glück nicht allein, unterstützt werden sie dabei per Video von den Toten Hosen, den Ärzten, den Donots, Culcha Candela u.a. Vielleicht nicht alles meine Lieblingsbands, aber doch mächtige Verbündete um Leute weiter über Rechtsradikalismus in Deutschland zu informieren und aufzuklären. Essentielles Teil!!! (kostenlos auf jedem ZSK-Konzert oder unter www.skatepunks.de)

Sanitys Dawn – The EP years + live audio terror
Micha, Präny, Holm und Topsy – die Namen klingen als hätten wir es mit den Waltons aus Wunstorf zu tun. Aber so countryesk geht’s auf diesem Qualitätsprodukt aus dem Hause Power it up, dem Fachhandel für gerissene Stimmbänder definitiv nicht zu. Die vorliegende CD ist eine Zusammenstellung der gesammelten Werke von Sanitys dawn, alte Hasen auf dem furchigen Grindacker Niedersachsens, die bei näherer Betrachtung eine ganz interessante Geschichte aufzuweisen haben. Welche Band kann schon von sich sagen, daß sie ihre ersten Proben im Abstellraum der örtlichen Psychiatrie durchgezogen hat? Und was soll da auch anderes rauskommen als eine derbe Mische aus Grind und Thrash mit wahlweise gegrunzten oder geschrieenen Vocals? Na? Also. Von den 33 Tracks waren 12 schon auf diversen (größtenteils schon ausverkauften) Splitsingles mit Bands aus Australien, USA oder Kanada zu hören, sind allesamt aber aus der jüngeren Geschichte der Band, nicht der ganz alte Kram, der Rest wurde 2004 beim Giants-of-Grind-Festival in Salzgitter mitgeschnitten. Tja, und was sagt uns das? Krank, derb, schnell und hart, - ein treffendes Adjektiv für jedes Bandmitglied, die zusammen ordentlich Dampf machen, ab und zu nach Yacopsae klingen und denen ich einen guten, wenn auch derben Humor attestieren würde. Woran ich den festmache? Vielleicht am CD-Cover und auch dem, was bei den Livemitschnitten zwischen den Songs zu hören ist. Dieser sonnenbebrillte Schnauzbartrambo ist schon geil und mal was anderes als Blut und Kadaver, wie man es sonst von einschlägigen Bands kennt. (auf Power-it-up)

Popzillas – The Adventure of Pandora Pop
Nicht der gespielte Witz, aber der gespielte Manga-Comic. Diese Platte soll zumindest der lauteste Comic der Musikgeschichte sein. Na, da habt ihr wohl noch nie was von Manowar gehört?! Naja, eigentlich ist es gut produzierter, sauberer Gitarrenpoppunk mit einer Sängerin, die über eine glasklare Stimme verfügt und einer Menge Verweise auf japanische Popkultur (wozu ich auch das schicke Coverartwork zähle). Irgendwie schon süß, der Kollege Gaffer könnte allerdings viel mehr über diese erfahrene süddeutsche Manga-Ex-Swoons-Heroines-Cannics-Faked ID-Kollektion berichten. Vor 10 Jahren gab’s die Guano Apes oder Die Happy, die damals mit zeitgenössischem Crossover alles Mögliche abgeräumt haben, heutzutage wären die Popzillas perfekt dafür gemacht, in den Alternativediscos der Welt rauf-und runtergespielt zu werden. Viel Glück dabei!!! (auf Wolverine Records)

Amen 81 – Hit the Pit
Wurde mir von der verbliebenen WSZC-Connection zugespielt und so wärmstens ans bumpernde Herz gelegt, daß fast die CD schmilzt. Das letzte Wort des Gebets ist vielleicht nicht das letzte Wort in Sachen deutschsprachiger Crustpunk, aber ein sehr Mächtiges und Geiles mit nem ordentlichen Hardcoreeinschlag, der direkt in die Nieren oder die Fresse geht. Meine Fresse und meine Nieren übrigens. Und wisst ihr was? Danach fühl ich mich prima. Bei den besten Platten muss man eigentlich am wenigsten sagen, die sprechen eh für sich. Weil Amen 81 mir gerade so nett die Fresse poliert haben, krieg ich vor Ergriffenheit eh kein Wort mehr raus. Ich sag nix mehr. Nicht mal was zu dem großartigen Cover. KAUFEN!! BRENNEN! HABEN!! ALLE!!!

Sunnyside – Zine No.9
Eigentlich hatte ich erst in den letzten Wochen die Muße mir das Sunnyside-Zine aus Leipzig mal genauer anzuschauen und unter dem strengen Blick der mögliche Klolektüre muss ich sagen: Gutes Heft. Schickes layout, gutgemachte Berichte aus dem Leipziger Konzert/Bahnfahralltag, Werbung im anständigen Maß und das ein oder andere gut gemachte Interview (Cardigans, Smoke Blow, Rummelsnuff, Ralph Casper, Punk in Taiwan) lassen die Sonne nicht nur aus dem Fenster ins Klo reinscheinen, sondern auch von den ca. 40 Seiten. Und das alles ohne zu sehr nach Szene zu miefen. (www.punkrawk.biz, Sunnyside-Zine, Selneckerstr. 1, 04277 Leipzig)

Methanol – Krach
Auf Tape. Wann gab’s denn das zum letzten Mal? Aber die „No more music“- Leute lassen die Kassettenkultur nicht sterben. Auf CD wären Methanol aber auch komplett dem falschen Medium ausgeliefert. Denn solche Musik MUSS auf Tape. Und mit Edding quer auf deine Lederjacke, falls du ein kleiner junger Deutschpunkirokese bist und vorm Einkaufscenter auf das System scheißt. Vergiß Toxoplasma, Daily Terror, und den ganzen anderen uralten Scheiß, den du nur von historischen Tondokumenten kennst. Nimm Methanol. Die sind neu und klingen wie alt. Aber wie geil. WIE GEIL!!! Wie geil die klingen sagte ich ja schon. Räudigen, rasend schnellen Deutschpunk machen die. Bratzen sich durch ihre 8 Songs so schnell wie die Dead Kennedys auf der „In God we Trust“-EP , dazu keift ein Herr namens Fabian so räudig, als hätte er bei Schleimkeim, Razzia oder Novotny TV nen Kurs in Stimmbildung oder Stimmbandreduktion belegt. Am Ende gibt’s noch Liveversionen von „Alkoholsteuer“ (DTJ) und „Erwin“ (Soilent Grün). Nichts könnte besser passen zu einer guten Deutschpunkband, die alle Klischees aufs positivste erfüllt. (Kontakt: Fabian Demmelmeyer, Im Heimbachtal 12a, 65307 Bad Schwalbach, o. nomoremusic@web.de)

A John Waters Christmas
Diesen Herren kennen wir schon. John Waters, der Verwalter der popkulturellen Nebensächlichkeiten, der Devine vor der Kamera Hundescheiße essen hat lassen, uns von tea-bagging (den Hodensack periodisch in den Mund einer anderen Person hängen und wieder herausziehen) erzählt und in seinem letzten Film eine Anthologie der Perversionen vorgeführt hat (Genitalien bis zum Orgasmus mit Essen einreiben). Und dieser Gottlose vergeht sich jetzt auch noch am größten Fest der Populärkultur! Dabei geht er es eigentlich sehr dezent an, denn außer in „Fatty Claus“ („Here Comes Fatty with his sack o shit [3 Mal] And all them stinkin reindeers“) wird die Feierlaune nicht zerstört. Aber es wird endlich einmal mit ein paar das Fest betreffenden Ungereimtheiten aufgeräumt. Zum Beispiel, daß es etwas mit Gottes Sohn zu tun hätte, tatsächlich ist es nämlich eine Tochter: Christmas, Mary Christmas, ein ewig minderjähriges und trotz seiner Gehbehinderung stets fröhliches Mädchen aus dem Waisenhaus. Oder Rudolph, das arme Schwein unter den Rentieren, mit dem typisch österreichischen Schicksal: in der Jugend ob seiner Unfähigkeit verhöhnt, hat er sich nur durch seine rotleuchtende Nase (Glühwein) hervorgetan, bis er von einem Herren mit Geschäftsidee für seine Ich-AG vor den Wagen gespannt wurde, womit er dann doch endlich zum Alpha-Ren-Tier geworden ist und von dem speichelleckenden Rest seiner sozialen Gruppe zum Aushängeschild stilisiert wird. Aber die interessanteste Nachricht ist: „Santa Claus is A Black Man“! So zumindest die Behauptung von AKIM & the Teddy Vann Production Company, dem Black-Power-Soul-Christmas-Carol-Evergreen. Waters hat angeblich Unsummen gezahlt, um in den Besitz der Single zu kommen und Fast-Fest-AbstinenzlerInnen danken’s ihm: das ist der Hit des Winters und wird uns helfen, uns auch über das nächste paar Wollsocken zu freuen. Vielleicht aber ist der black man auch einfach nur Fat Daddy, der schwarze R’n’B-DJ, der „I’m Santa Claus“ singt. Anyway: Dream of Black Power on a White Christmas! (New Line Records, 2004) (Maddiin)

Der Raketenhund – Walking on Zahnfleisch
Wie schnell ist so ein Raketenhund? Und wie heißt er? Lassi Missile? Bello Pershing? Vielleicht sollte man mal die anderen aus dem gleichen Rudel deutschsprachiger Punk/Alternativebands fragen? Denn mit Bands wie Graf Zahl, Muff Potter, Turbostaat, Tagtraum oder den Boxhamsters können die Hunde aus Braunschweig sicher lustig durchs Land tollen. Eigentlich sind die Vorraussetzungen beim Raketenhund auf dieser zweiten Platte sehr gut, um demnächst mal im o.g. Bereich die nasse Schnauze ganz vorn im Wind Die Texte sind nicht die stumpfesten und die Musik nicht die unmelodischste. Aber irgendwas fehlt. Etwas, was jeder Hund braucht. Nämlich Biß. Oder die Zähne, die zwischendurch mal gezeigt werden. Oder das Wiedererkennbare, um sein ganz eigenes Revier zu markieren. So bleibt der Raketenhund zwar ein lieber, aber irgendwie auch ein ganz zahmer. Nur ganz selten ahnt man, daß hier mehr Tier drin steckt, als auf den ersten Blick, z.B. in „Wildkaninchen“ (und das ist jetzt mal nicht auf den Songtitel bezogen). Also insgesamt ist das hier mehr Snoopy als Dobermann und mehr Chappi als lecker Pansen. Aber die sehen ja noch so jung aus. Und da ja eine Menschenplatte sieben Hundejahre sind, wachsen die Zähne beim Raketenhund hoffentlich noch zu richtigen Hauern. Denn wie spricht der Vorsitzende des Punkhundezuchtvereins: Die Anlagen sind da. 
(auf Plastic Bomb Rec., www.plasticbombrecords.de)

Giants of grind – DVD
Früher hab ich mit meiner Schwester immer Werbung raten gespielt. Immer wenn im Fernsehen Reklame kam und es noch nicht klar war, wer oder welches Produkt da beworben wurde, mussten wir unsere Tipps abgeben. Das gleiche könnte man fast mit dieser DVD machen. Nur unter dem Motto – Bands raten: Welche Band ist es gerade, die den Forellehof in Salzgitter rockt? Sind es Depression? Oder Mastic Scum? Vielleicht Antigama? Oder Total Mass Confusion, Depression, Supository, Jigsore terror, F.U.B.A.R oder meine Lieblinge von Mesrine? Ach ja, da ist es wieder, das böse Vorurteil – bei Grindcore ist alles gleich. Stimmt ja gar nicht und diese DVD beweist das ganz gut. Der Sound ist ok, die Bildqualität auch und wenn die harten Jungs da derbe rumgrunzen und moshen, erinnert die Bühne vom Style her schwer an die von Scheibenwischer. Damit man nicht irgendwie den Überblick verliert, gibt’s noch das ein oder andere Interview dazu. Und was sagt uns das – in Blick auf die Adventszeit, die unaufhaltsam auf uns zurollt? Diese DVD ist allemal genauso lustig wie das Altherrenkabarett im ersten und als Gegengift zur tausendsten Sissie-Wiederholung. Also eigentlich genau das richtige für etwas Abwechslung unterm Gabentisch zur bevorstehenden Weihnacht. Mutti wird zwar erst Augen machen, wenn sie das Geschenk auspackt, aber sich dann doch derbe freuen und dem Sohnemann zärtlich über die Dreadlocks wuscheln. Vaddern zündet sich derweil ein Pfeifchen an und wartet schon ganz unruhig bis Mutti endlich die DVD ins Abspielgerät schiebt. Ein Konzertspektakel für die ganze Familie, perfekt, um alle glücklich vorm Fernseher zu vereinen. Und es herrscht Frieden zur heiligen Nacht! (Power it Up rec., www-power-it-up.de)



Renfield Reviews No. 16 (Part 1)

Oh, it is sunday again, how could this happen? Seems like time is flying and I wonder with which important things I spend the last week. Ok, you got it - I tried to get back on my feet. I was nozt suffering from Schweinegrippe but from cramped lungs, slime in my trachea and other strange reactiosn of my body due to allergic reaction with everything that starts to bloom in these lovely springtime in Berlin. i don't even dar to leave the house without dust-protection for nose, hair and mouth. SO if you hang around in Kreuzberg and see a guy with a gasmask running around confused at the Oranienstraße, trying to avoid the pollen that fly around... -don't ask. Just understand. And now enjoy reviews of Renfield No. 16 

The Say-Highs – The bark is the song of the dog

Diese Say-Highs haben Glück, denn sie erwischen mich mitten in meiner Jim-Croce-Phase. Jim Croce ist mir vor ein paar Monaten zum ersten Mal in der Bibliothek untergekommen. Irgendwie sieht er aus wie Frank Zappa. Wobei allerdings die Musik von Croce und Zappa ungefähr in dem Verhältnis zu einander stehen wie Reinhard Mey und Mr. Bungle. Die Jim-Croce-CD aus der Bibliothek musste ich leider nach 12 Wochen, mehrmaliger Verlängerung und hartnäckiger Ignoranz diverser Mahnbriefchen wieder zurückbringen. Gebrannt hab ich sie mir auch nicht. Das war sie wiederum auch nicht wert. Außerdem, so dachte ich mir – man sieht sich immer zweimal im Leben und irgendwann wird mir in Berlin bestimmt eine billige Jim-Croce-CD in die Finger kommen. Was auch passiert ist und zwar früher als gedacht. Bei einem von den langweiligen Plattenhändlern auf dem Flohmarkt am Boxhagener Platz hab ich einige Monate später eine billige Jim-Croce-Platte aus der Songwriter-Grabbelkiste erstanden. Vielleicht nicht gerade DAS essentiell wichtige Werk von Jim Croce, aber zumindest eine Zusammenstellung seiner besten Liebeslieder – ein Mann eine Gitarre und jede Menge duselige, aber sehr schöne Texte – „I wish i had time in a bottle“ oder „I have to say i love you in a song“. Großartig, einfach großartig, das. Meine Jim-Croce-Phase ist noch nicht vorbei und es ist auch nicht absehbar, dass sie in bälde mal zu ende geht. Relativ häufig landet Jim und seine Gitarre in den letzten Monaten auf meinem Plattenspieler – wobei sie meine wertvolle Zeit im Augenblick allerdings mit der Say-Highs-CD teilen müssen. Bin gerade sehr für so was zu haben. Für so relaxten melodischen Akustik-Gitarren-Alternative-Country-Pop von vier Anfangdreißigern aus Berlin (zugezogen, natürlich), die sich schon anderweitig musikalisch ausgetobt haben und jetzt mal etwas ruhiger daher kommen. „Days of blue“ –der erste Song könnte auch von Olli Schulz sein, würde der englisch singen. Und um noch mal auf Jim Croce zu kommen –der hatte seine „große“ Zeit wohl in den 70ern. Als Plattencover noch in ruhigen Brauntönen veröffentlicht wurden. Als man auch den Soundtrack zu Grizzly Adams noch mochte und deine Eltern sich zu den Platten von John Henry Deutschendorf im Wohnzimmer geküsst haben. Da würden die Say-Highs auch prima hinpassen. Das mag zum einen die Ungnade der späten Geburt sein, andererseits auch eine Gnade, diese Band jetzt und hier kriegen zu können. (auf Staatsakt – dem vielseitigen Label deines Vertrauens aus Berlin)

Chipodil – Nadârveni Bâglischta
Die vier Jungs hier sind lustig, obwohl ich ihre Witze nicht verstehe. Das liegt allerdings nicht daran, daß sie zu intellektuell sind oder ich zu doof sondern, daß hier Bulgarisch gesungen wird. Andererseits, um den Sinn von „[häßlich gesungen] Arrivederci – [Dumm-Riff reingenudelt] – Arrivederci – [Dumm-Riff wiederholt]“ zu verstehen, braucht auch ihr keinen Italienisch-Kurs. Genau das findet sich neben Ska-Songs mit „Lalala“ als Text und der High-Noon-Melodie von einer Panflöte eingeblasen. Bulgarien ist nicht so die Punk-Hochburg. Ganze 20 Bands sollen laut einem Insider dort existieren. Das macht bei einer Gesamtbevölkerung von 8 Millionen einen Punk-MusikerInnen-Quotienten von, sagen wir, 0,1 Prozent. Da kriegen ja die österreichischen Kommunisten bei Nationalratswahlen mehr! Anders ausgedrückt haben wir es hier mit 1 Promille zu tun, aber ich erspar euch einen Witz nach dem Motto: Punk unter 5 Promille ... oder so. Man kann sich auch ohne Alkohol langweilen!! Und Frau auch. Jedenfalls wird die kulturelle Hegemonie von Hardrock und Metal (wenn wir mal das teuflische Folk-Pop-Zeug weglassen) im EU-Beitrittsland auch bei Chipodil deutlich: Power-Ballads und Thrash-Riffs, die von einer Müllhalde aus den 80ern stammen, werden hier zu Songs hochstilisiert. Aber es kommt ja nicht auf den Inhalt sondern auf die Attitüde an. Diese Platte muß Punk sein, so dilletantisch und pathosfrei, wie das daherkommt. Und dazu gibt’s noch einen bulgarischen „parental advisory“-Sticker. Das versteh sogar ich. (Riva Sound Records) Maddiin


Genepool – Everything goes in circles
Szenekundigen Alleswissern wird diese Platte schon seit ihrem Erscheinen alles gesagt haben –allen anderen sei erklärt, dass sich hier der Smokeblow-Sänger mit ein paar Kumpels aus dem Umfeld des Noisolution-Labels ausgetobt hat. Wenn die mal anfangen zu toben kommt etwas raus, was irgendwie verdächtig gut nach den Misfits klingt, aber nach den, na ja, guten Misfits – es gibt eine angenehm unscheinbares Artwork – ohne den ganzen kitschigen Comic-Horror-gruselkack, für den die Misfits heute stehen. Jan, meinen Quasi-Mitbewohner, hat es an Type O’Negative erinnert und auch das kann man so stehen lassen, wenn man auch erwähnen muss, dass Genepool bei weitem nicht so schwerfällig wie T-O-N daherkommen, sondern  sich halt eher an frühen „dunklen“ PunkBands wie den Misfits, Damned, Cramps orientieren. Doch, kann ne ganze Menge – mal sehen, ob von denen noch mehr kommt. (Nois-o-lution, www.genepool-music.net)

Mando Diao – Bring ’Em In
Warum ich mir diese Platte gekauft habe, ist mir selbst ein Rätsel, aber in der Sonderangebotsabteilung des Musiksupermarktes hat sie mich angebettelt wie ein obdachloses Kind, bis ich die paar Euro rausgerückt hab. Ja, und da war noch dieses eine Lied mal auf einem OX-Sampler, „Sheepdog“, verdammt gutes Riff! Also, aus Schweden kommen sie, dem Land der Pornos und Sozialstandards, aus irgendeiner Industrie-Stadt, die angeblich noch immer so häßlich ist wie Manchester in den 60ern. Und das muß wohl auch die Erklärung sein, warum sie Brit-Pop spielen. Ich hab ja beim Hören von Brit-Pop-Bands immer auch die Beatles im Ohr. Darüber sind wir anscheinend noch immer nicht hinweggekommen. Wir würdet ihr eigentlich heute die Frage „Beatles oder Rolling Stones?“ beantworten? Na? Zwischendurch geht’s dann auch mal bluesig zur Sache, mal winkt Lou Reed über den Kanal, ein bißchen Lalala darf auch nicht fehlen und fertig ist der Smasher. Diese Jungs, die ausschauen wie meine kleine Schwester, können zumindest eines: so klingen wie die unveröffentlichten Outtakes von mindestens fünf 60s-Bands. Also, wenn Euch mal die altbekannten Platten zu langweilig werden ... (Maddiin)

Nuclear Skull – (Zine?)
2,5 kopierte und zusammengelegte DIN-A-3-Seiten, die über eine Band namens Nuclear Skull informieren, die irgendwo in Florida ihr Unwesen treibt. Den größten Teil an dieser Informationsbroschüre machen Hinweise auf diverse Nuclearskull-Veröffentlichungen, -Shirts, - und Blogs aus. Ein paar lustige Ratschläge zum alltäglichen Leben gibt’s auch –z.B. wie man Scheiße mit einer Plastiktüte einsammelt, eine kleine Videospielecke und ein paar Kolumnen über das Leben in Florida. Bin mir nur nicht schlüssig, was das sein soll. Fanzine im Urzustand? Werbung? Irgendwas? (contact:nuclearskull.com, 1101 98th st #6, Bay Harbour, Fl.33154, USA)

Adult Noise – Demo
Kurze CD, da kann man dann auch nicht viel zu schreiben. Oder doch? Na ja, mal sehen. Also Adult Noise kommen aus München und scheinen schon länger als Mucker unterwegs zu sein. Das hört man irgendwie auch den 4 Songs vom Demo an. Die insgesamt auf geschätzte 7 – 8 Minuten kommen. „Far away“ verabschiedet sich nach nicht mal einer Minute, der Rest liegt zwischen einer und drei Minuten, macht also insgesamt 4 kurze knackige Hardcoreperlen, die einem in kurzer folge ins Knie geschossen werden, alle angenehm klischeefrei, gut produziert und auch das einzige Cover „Leadsong“ von Negative Approach ist so nicht häufig zu finden. Da das ja schnell mehrmals durchgehört ist, laß ich mich auch fix zu einem Urteil herab: Vielleicht liegt es an der räumlichen Nachbarschaft, aber dieses Demo erinnert mich an gute, alte HC-Bands aus Österreich wie z.B. Target of Demand oder auch – natürlich – die Bands, die wiederum diese beeinflusst haben, z.B., Black Flag oder die Circle Jerks. Nur zwei Sachen irritieren mich: 1. der im Info erwähnte Zusammenprall von Death – und Jazzgitarre findet irgendwie nicht statt, jedenfalls nicht auf diesem Demo oder in meinem Hörerlebnis – aber vielleicht live? We will see. Ich find jedenfalls, das sind 4 astreine Früh80er-HC-Songs, nicht mehr und nicht weniger und 2. demnächst beim Demo rausbringen bitte ein paar mehr Songs – oder seid ihr für so was schon zu erwachsen? Glaub ich ja nicht. (www.adultnoise.de)


Report Suspicious Activities – same
Waaaahnsinn!! Eine Platte aus einer Ecke, von der ich nie und nimmer gedacht hätte, dass da noch mal was kommt. Was sich hinter dem zugegeben etwas sperrigen Namen verbirgt, ist nichts weniger als ein neues Werk von Mr. „Articles-of-Faith-Alloy-Jones-Very“ Vic Bondi. Mussten die Zeiten in den USA erst so düster werden, dass der Herr sich seine Freunde J. Robbins und D. Zentek geschnappt hat und seine Wut mal wieder rausschreit? Zum Glück ist aber dann doch fast alles anders als bei den o.g. Bands geworden, es würde auch nicht passen, wenn Vic Bondi eine schlappe AoF-Kopie hinlegen würde, dazu ist er meiner Meinung zu gewitzt und musikalisch zu erfahren, um das zu wiederholen, was er in 20 Jahren HC-Geschichte ausprobiert hat. RSA ist überraschend vielseitig geworden, da gibt es schwere, fast moshige Gitarren-Noisewalzen wie „Hardball“ oder „Night of the 1000 lies“, bei denen Käptn Bondi einfach rausbrüllt, was ihn ankotzt (und das ist nicht wenig), herrlich bissige Texte ("Revenge") und andererseits finden sich auch so fast Alloy-mäßige melodischere Gitarrenleckerlis mit dem etwas melancholischen ruhigeren Vic-Bondi-Gesang. Ist halt typisch, was der Mann macht, allein die Stimme kann wohl unter 10000 HC-Mandrillen raushören, egal ob gebrüllt oder gesungen. Am Ende nicht zu vergessen – und da ist wirklich neu- diese kleinen experimentellen Fragmente, bei denen ich gedacht habe, sie wären das Intro zum einen oder anderen Song. Wäre Respekt eine Torte, würde ich glatt eine mit viel Sahne nach Brooklyn rüberschicken. Der Beweis, dass HC auch im Jahr 2006 nicht blöd, stumpf oder klischeebeladen sein muss. (auf Alternative Tentacles)

From Punk to Ska – Vol.3
Hätte ja nicht gedacht, daß es noch soviele Bands gibt, die immer noch dieses Ska-Punk-Wechsel-dich-Spielchen machen. Dachte, die große Phase wäre so in den 90ern gewesen. Aber wie es aussieht gib es immer noch genug Bands auf dem ganzen Erdball, die Trompeten, Hoppelbeat und Gitarrenschrammel mischen, um damit gleich zwei CDs voll machen zu können. Nun ja, bei insgesamt 53 Bands (davon 8 mit ganz schrecklichem Ska-Wortspiel im Namen), die hier antreten, ist natürlich ne Menge Licht aber auch viel Schatten zu finden (beides zusammen aber nett skariert angeordnet). Das jetzt im Einzelnen auseinanderzufriemeln würde hier wahrscheinlich drei Seiten füllen, wäre machbar, aber will ich das? Hmm, nee eigentlich nicht. Neben den –zig unbekannteren Skabiturienten (wohlgemerkt wird hier eigentlich nur melodischer, gut abgemischter Punkrock mit Uptempo-Ska verbunden, eine frickelige Jazzcore-Ska-Combo ist ebenso wenig dabei wie eine grummelige Doommetal-Skaband, falls es das überhaupt gibt) tauchen auch ein paar Namen auf, die zumindest hierzulande schon lange keine Unbekannten sind– z.B. Frau Doktor (mit nem alten Dead-Kennedys-Cover), Jan feat. UDSSR, The Busters, Distemper, Scrapy oder Cut my Skin, Skatoons, Benuts. So richtige Vollmeisen sind glücklicherweise nicht dabei, (na ja, vielleicht hätten Nicotine nicht gerade „Paint it black“ covern sollen – das ist echt ziemlich platt), das ist alles gut durchzuhören, gefällig, allerdings auch wenig verstörend und demjenigen wärmstens zu empfehlen, der mal wieder ein paar neue Bands im wechselvollen Spiel von Hoppelbeat und Schrammelgitarre kennen lernen möchte. Eins hab ich zumindest schon beim ersten Hören gemerkt – diese CD bringt einem doch tatsächlich die nötige Energie um mal ein paar Aktivitäten des täglichen Lebens mit guter Laune zu erledigen. Ist ja schon mal was. (Wolverine Records)

Punkrock!-Fanzine
Herr Metulski vom Punkrock!-Fanzine mag Sceptic Jazz nicht. Er findet unsere Musik total scheiße, aber dazu später mehr. Erst mal zum Punkrock-Fanzine an sich. DIN A5, Hochglanz durch und durch und ein selten einfallsloser Name. Der ist definitiv nicht Punkrock. Davon ab findet man drinnen Interviews, Reviews, Konzertberichte und WERBUNG zu allem, was, - na was wohl? – Punkrock ist. Und zwar Punkrock in dem Sinne, wie er dem gängigen Klischee entspricht. Ob’s das Interview mit dem Zeichner David Glass ist, das mit Peter Pank, der (gute)Tourbericht der Pestpocken, das Feature der BILANZ, das Inti mit den Sainte Catherines – alles Punkrock. Das ist alles gut und schön geschrieben, aber erwartet bloß keine Überraschungen in dem Heft. Es gibt „nur“ Punkrock, den auch nur vom musikalischen Teil her, das zwar gut, aber keinerlei Blicke über den Tellerrand. Und das ist irgendwie öde. Nennen wir es mal ein gutes Szeneheft, wobei mir das etwas zu unpersönlich daherkommt, vielleicht soll es mal so was wie so ein kleines Ox werden, es sei den Jungs zu wünschen, aber vielleicht berücksichtigen sie demnächst mehr, das Punk „more than music“ ist. Mehr Chaos, mehr wirre Ideen, mehr Persönliches, weniger Erwartungen-von-Subkulturellen-Werbekunden-erfüllen. Und bezogen auf den SexPistols-Da-Da-Artikel: Etwas mehr DaDa würde dem Heft, das seinen Auftrag im Namen trägt, bestimmt gut zu Gesicht stehen.
So, jetzt aber mal zu Herrn Matulski. Darauf freu ich mich schon die ganze Zeit wie Bud Spencer auf den dritten Teller Bohnen mit Speck. Lieber Matulski, mal davon abgesehen, dass dir die Sceptic Jazz-Musik so rein gar nichts gibt, möchte ich mal wissen, ob das Absicht oder reine Blödheit ist, den Namen RENFIELD gleich zweimal in kürzester Folge falsch zu schreiben. Oder Ignoranz? Ich weiß es nicht. Auch dass du bei uns obskure Jazz- und psychedelischen Einflüsse hörst, schreib ich eher mal einem etwas beschränkten Musikhorizont zu, für den alles, was nur knapp jenseits von Streetpunk/Oi liegt, eh schon Hippiescheiß ist und in die Mülltonne gehört. Oder liegt’s an diversen Bohnen, die dir im Ohr stecken?! Könnte natürlich sein, dass wir jetzt als nölige Hippieband hingestellt werden, die bei jeder schlechten Kritik sofort anfängt zu heulen, aber das ist mir egal, weil’s nicht so ist. Es sickt mich eher an, wenn in einer Kritik totaler Quatsch reinkommt, die so klingt, als hätte sich derjenige die CD nicht mal angehört.
(Contact: Punkrock! Postfach 100523, 68005 Mannheim, www.punkrock-fanzine.de)

This is not your Soundtrack for violence – Sampler
Huh, ertappt! Da steh ich am helllichten Tag headbangend in meiner Bude, das hatte ich schon lang nicht mehr. Und wozu? Zu diesem HipHop-X-OverMonster von meinen Steve-Austin-Schatzis mit Phreaky Flav, der sich neben 2 anderen Perlen der Jungs auf diesem Sampler befindet. Ich und sorgenfrei abmoshen, lange her so was. Aus dem Hause Horror Business hatte ich insgesamt lang nichts gehört und jetzt dieser Ballersampler. Waren trotzdem die ganze Zeit sehr wohl aktiv und umtriebig, der Herr Zolda und seine Kumpels. Fleißig wurden in Lünen und Umgebung Konzerte organisiert, immer neue Bands aus der Region und dem Ausland eingeladen und wenn man das so kontinuierlich treibt, ist das wohl wie Blumen gießen auf dem Balkon. Na gut, treiben wir das Bild mal weiter aus. Bei sorgfältiger Pflege kann man dann auch einen bunten Strauß neuer Songs präsentieren und in diesem Fall ist es eine ziemliche Granate von Sampler. Die früheren Horror Business-Sampler waren immer ziemlich gemischt, da tummelten sich dann irgendwelche NOFX-Klone neben 2tklassigen Skapunkbands und diversen HC-Bands. Das hier ist anders, in sich geschlossener, fast alle Bands fahren einen sehr geilen, harten Sound und treffen sich damit irgendwo in der Schnittmenge zwischen Old SchoolHardcore, PowerViolence, Youth-CrewGeballer, Metalcore und altem AmiPunk. Macht Spaß, weil das Teil mehr geballte Wucht rüberbringt wie’n Bund Rüben im Arsch. Steve Austin sind gewohnt so gut wie panne, allein für das Intro beim letzten Song müsstet ihr nen Orden kriegen. Als alte Bekannte findet man noch Woof, Common Enemy, Yacöpsae, Jason, Not Enough sowie die verblichenen Krombacher Kellerkinder. Gibt aber noch ne Menge neuer guter Bands unter den 26 Anwesenden, da am Ostzipfel des Ruhrpotts und wer davon nen sehr guten Überblick mit einem sehr hübschen Artwork (als LP wärs DER Hammer) haben will, besorge sich diesen Sampler. (Horror Business Rec., Dortmunder Str. 93, 44536 Lünen, www.horrobiz.de)

Strike Anywhere – Dead FM
4 Bier später. „Hey Fredda,“ sag ich mit leicht faustischem Grinsen „Wie hältst du’s mit dem neuen Strike Anywhere –Album?“ Fredda lümmelt sich selten elegant, die Krallen in meinen Teppich streckend, „Tja, weißt du“, schnuurt sie und putzt im gleichen Augenblick ihre 4 Beine, die dabei so aussehen, als wären es mindestens sieben, „Eigentlich ist es ganz einfach. Die Jungs hatten diesmal einfach mehr Zeit zum Songschreiben. Wäre mir ja gar nicht aufgefallen, dass schon wieder 3 Jahre ins Land gegangen sind seit der letzten Platte. Haben sich recht lang Zeit gelassen – gerade im Vergleich zum vorigen Album, für das gerade mal drei Monate gebraucht wurden - und wenn man’s glauben kann, hat sich das gut auf die Produktion von Dead FM ausgewirkt. Nun ja, so was kann ich mit meinen putzigen Öhrchen ja immer schlecht beurteilen, allerdings klingen sie im Jahr 2006 immer noch ähnlich wie 3 Jahre vorher.“ Freddas Augen fixieren eine Stelle an der Decke „Na Alter, so wahr wie sie mich vor 2 Jahren kastriert haben, sag ich dir, dass es immer noch guter melodische HC-Punk ist, was erwartest du denn? Daß sie auf einmal Freejazz machen? Oder Krautrock? Kennst du eigentlich den Sänger?“ „Diesen Thomas mit den Dreads? Als die vor 4 Jahren im Monheimer Sojus gespielt haben, hatte der jedenfalls noch Dreads. War ein gutes Interview damals“ Das fünfte Bier geht an den Start, Fredda kratzt mit dem linken Vorderfuß eine Fluse aus den Schnurrhaaren rechts oben „Genau der, der hat zum Glück diese recht markante Stimme, da haben sie echt einen Guten gefunden, ist zwar auch nur Katzengesang, wie bei dem ganzen Punkkram, und außerdem – oh Tschuldigung-“ Fredda gähnt, ein ganzes Batallion erstklassiger Fangzähne zeigt sich „…sieht es so aus, als mischen seine Kollegen jetzt auch bei den Chören intensiver mit, da klingen sie schon fast besser als die letzte Bad Religion-Platte. Sag mal, wie spät isses denn? Schon Acht? Krieg nämlich langsam Hunger.“ (auf Fat Wreck)

Magyar Posse –Random Avenger
Wer sich diese Platte kauft, braucht einen langen Atem oder viel Zeit, denn bei einer Titeldauer von 4 bis 12 Minuten brennt schon mal das Schnitzel an. Aber bald sind ja wieder Ferien und Seminararbeiten schreibt frau doch sowieso erst zwei Wochen vor Abgabe. Das vorliegende Kompendium ist das dritte dieser Band. Die mittlerweile 7 Köpfe haben ihren Kompositionsstil kompakter gemacht und sind abgekommen von der stets eingeraucht wirkenden Stimmung der Vorgänger. Stattdessen gibt es „more rhythm and hooks“, wie sie selbst sagen, was aber nicht heißt, daß sie in den Kommerz abschwenken, denn – es wird gleichzeitig auch psychedelischer. In den Filmen, zu denen sie hier die Soundtracks geschrieben haben wollen, möchte ich nicht unbedingt landen. Da quietscht und hämmert und rasselt es in guter alter Post-Rock-Manier nur mit ein bißchen weniger Schwere als bei Godspeed zum Beispiel. Und obwohl die Effektgeräte hier viel zu tun haben, muß man sagen: es gibt auch ganz ungeschminkten finnischen Rock. (Auf welche Band könnte hier wohl angespielt worden sein?) Kaufen! (Verdura Rec., www.verdurarecords.com) Maddiin

Thee Exit Wounds – Bad Day
Huhn oder Ei? Thee Exit Wounds oder Up to Vegas? Wer war zuerst da? Falls dieser Demented-Are-Go-Ableger aus London mal auf die Idee kommen sollte, mit UTV ne Splitplatte zu machen, sollte man am besten ganz dick auf die Platte schreiben, wer sich auf welcher Seite befindet, denn sonst könnte man denken, dass es sich um ein und dieselbe Band handelt. Nicht dass Up to Vegas die Erfinder dieser Psychobilly-Punkrock’n’Roll-Mischung wären, aber die Ähnlichkeiten zwischen beiden Bands sind verblüffend. Zum einen der gleiche rumpelige Stehbass-Punksound, mit ordentlich Rock’n’Rollelementen vermischt, dann haben beide ein Dead-Kennedys-Cover ("Police Truck" bei TEW, schon schön gemacht) am Start und auch auf den Fotos sehen die alle gleich aus. Ok, zur Unterscheidung: TEW-Sänger Johnny X steht das DK-Cover besser zu Gesicht, denn er klingt wirklich etwas wie Jello Biafra, allerdings – wichtig – er klingt nur so, textlich ist das natürlich ne ganz andere Baustelle – denn wenn schon Psychobilly, dann müssen natürlich die üblichen Klischees bedient werden (das allerdings sehr souverän)– Monster, Psychos (eh klar) und der ganze wilde fiese Lifestyle von Rauschgift, Drogen, Alkohol, den man als ex-Demented-are-go-Mitglied eh von der Creepers-Sohle bis zur Flatspitze auswendig kennt. Aber Thee Exit Wounds machen ihr Ding eigentlich sehr gut, bis auf das grässliche Artwork ist es ne schicke Platte geworden und alle dürften zufrieden sein – den Besenbirnen wird’s allein wegen dem Klackerbass gefallen, die Punkrocker könnten auch ihren Spaß haben und wer sich als Außenstehender mal auf ein teures Psychofestival verirrt, muss mir unbedingt hinterher erzählen, wie die so live sind. (auf Wolverine Records)

Glacier – A sunny place for shady people
Als Gletscher hat man es heutzutage nicht mehr leicht. Erderwärmung und andauernde Tauwetterperioden setzen einem derbe zu und wo man früher noch bequem seine Eisdecke in den Berg stecken konnte, schwitzt man sich jetzt klein und kleiner. Alles was bleibt, ist Schutt. Und die Erkenntnis, daß man langsam verschwinden wird. Da helfen auch keine Schneekanonen oder gut gemeinte Alufolien gegen die Sonne. Wären die Zeiten besser, könnte man wenigstens die eklig gutgelaunten Snowboardfahrer in einer spontanen Gletscherspalte verschwinden lassen. Aber selbst dazu fehlt die Kraft. Gut, daß es Richard McPhails Band Glacier gibt. Deren fragendes „Houston, does anybody care?“ könnte zumindest etwas die alpine Depression lindern und auch die anderen 13 Songs dieser wunderbaren Dreifach-LP (eine Seite wurde einfach mal nicht bespielt, den Luxus gönnt man sich) sind wunderbar-schwermütige Popsongs. Gefragt wird von der Band um den Mann, der auch bei Tocotronic seine Finger im Spiel hat, insgesamt viel und wenn, dann zwar schlicht, aber effektiv: „Does anyboy out there? Up there above? feel the same?“ , „Who’s in charge?“, “how many lives have you sold?“ oder “Can you tell me something?” Nur die Antworten sind nicht so einfach zu finden - auf dem Gletscher hört dich nun mal keiner fragen. Einsamkeit, Verlassenheit, Isolation - selten passten Musik, Titel, Stimmung einer Platte in letzter Zeit besser zusammen. Keine Gute-Laune-Platte, sondern eher was für die Tage, an denen man sich selber fühlt wie eine nebelverhangene Geröllhalde und die Gedanken vorüberziehen wie die einsame Seilbahn auf dem Cover. Fazit: A shady record for shady people, die auf Nick Drake, New Order oder vielleicht auch Pink Floyd stehen und Gipfelhütten mit Après-Ski-Parties eh immer weitläufig meiden. (www.staatsakt.de) 

Regensburg von Unten – Sampler
Von der Stadt weiß ich gar nix, da kann ich nur mit Halbwissen glänzen. Gibt's da nicht nen Dom? War der Papst nicht neulich zu Besuch? Existieen dort auch wilde Punkbands? Zum Glück gibt es in Regensburg das Punk is dad-Zine, das zumindest der wichtigsten Frage Abhilfe schaffen kann und dessen letzter Ausgabe diese CD beilag, damit man auch mal nen Überblick darüber bekommt, was sich an Punkrock da unten so tummelt. Das breite Angebot an unterschiedlichen Bands macht einen sympathischen ersten Eindruck, 24 Songs sind drauf, und es zeigt sich, daß es in Regensburg nicht nur eine Art von Punk/HC gibt, die dominiert. Neben Deutschpunkbands mit seltsamen Namen (Zwei Tage ohne: Schnupftabak; Piss in Flasche Bier o. Spielzeugbier), findet man Static 84 oder La Par Force (Indierock) oder To Die For die Band von Punk is dad-Zinemacher Tobias. Im Punk is dad-Zine gibt’s ne Playlist mit netten Linernotes zu jeder Band. Mal ist es melodisch, mal knüppelig und insgesamt sehr eine sehr sympathische Zusammenstellung. Egal ob mit oder ohne Dom.

Sondaschule – Klasse 1a
Könnten sich auch Die Lümmel von der letzten SkaPunk nennen. Oder das kiffende Klassenzimmer. Natürlich muss bei dem Namen eine randalierende Schulklasse aufs Cover. Live ist die Schule ein ziemliche Wucht (besonders für jüngere Punker und Punketten) und auf Platte? Auch da bleibt es gut gemachter Skapunk der gefühlten dritten Spaß-Generation, mit deftigen White-Trash-Trinkhallen-Lyrics versehen, wie sie nur im Ruhrpott an der Ecke wachsen können. Ob Inliner gedisst werden, Menstruationsprobleme erläutert werden („Aus meiner Freundin hängt ein Faden“), diverse Male das Hochlied auf den Konsum von Hasch und Shit angestimmt wird, oder Costa Cannabis einfach übers Ficken singt – geht alles. Vielleicht liegt’s am Ruhrwasser – obwohl die bestimmt sogar zum Zähneputzen ne Pulle Moritz Fiege nehmen – oder der geografischen Nähe, daß die Sondaschule in einer Reihe mit den Kassierern, Lokalmatadoren und der musikalischen zu o Frau Doktor sitzen. Und zwar in der letzten. Da, wo es auf Klassenfahrt immer am lustigsten war. (Knock-Out Rec.)

Samstag, 25. April 2009

Renfield No. 15 Reviews (Part 2)


Absolutions – Paska CD
Tja Jungs, großartiges Demo, aber ihr macht zwei entscheidende Fehler. Fehler eins: Ihr seid zu ehrlich. Ihr bietet das Ding unter eurem eigenen Namen an, als  holländische Crustband anno 2006? Wieso verkauft ihr dieses hübsche Teil nicht als obskures Demo-Bootleg von einer dieser großartigen japanischen 80erHardcorebands wie Outo, SIC oder Gauze? JEDER, der das hört und drauf steht, würde das vom Fleck weg glauben, wäre hin und weg und würde teure Sammlerpreise bei ebay für euch zahlen und ihr wärt richtig reich. Und wenn ihr richtig reich seid, könnt ihr auch Fehler 2 umgehen. Zweiter Fehler (nicht ganz so schlimm): Das Ding ist zu kurz. 11 Songs, 10 Minuten, die Länge der Tracks ist ja ok, mehr wäre echt über, aber ich hasse es, alle 10 Minuten dieselben Nummern zu hören. Macht doch mal mehr, ich brauch das!! (Kam als Beilage vom Impact Drill-Zine)

A hundred times beloved - EP

Eine graue Wolke schwebt über einer Dachantenne hinweg. Keine Farben – nur Ruhe und Gemächlichkeit vermittelt das Artwork dieser EP. Und genauso grau, trist und wenig abwechslungsreich wie das Artwork, ist das, was das Ohr vernimmt, sobald man sich dem eigentlichen Produkt annimmt. Sphärische Synthesizer-Begleitung, zurückhaltende Gitarrenakkorde und träger Gesanggeben bei 4 Tracks 17 Minuten Auszeit – mehr aber auch nicht. Das Release-Info wirbt mit Vergleichen zu Mogwai, Slowdive oder gar Sigúr Ros. Von Vergleichsmomenten ist die Rede und... nun ja, Momente sind gut und ein Stückweit wahr, aber auch leicht hoch gepokert, denn dieser Moment, der sich in Stücken von Sigúr Ros einige Sekunden Zeit lässt, zieht sich bei a hundred times beloved durch die komplette Laufzeit jedes einzelnen Tracks. Dennoch hat diese EP auch ihre positiven Aspekte – eine kurze Einschlafphase ist garantiert und vielleicht auch beabsichtigt.  r’n’rico

Go-Kart-Paper #1
Das EMP-Syndrom würd ich sagen, wenn’s böse gemeint wäre. ist es aber nicht. Die Herren von Go-KartRecords machen jetzt auch ihr eigens kleines Heft, daß sich schnell als getarnter Mailorder-Katalog entpuppt. Das Go-Kart-papaer kostet (im Gegensatz zum Slam von EMP) nix, ist gerade mal 22 Seiten stark und neben der Eigenwerbung gibt’s noch Interviews mit labeleigenen Bands wie RIFU, The Shocker, den Cougars und The Very Job Agency (schönen Gruß von den Sceptic Jazzern übrigens). Dazu ein paar Kolumnen und Gedichte. Ach ja, und ganz unauffällig seitenweise Angebote aus dem Go-Kart-Sortiment. (liegt in jedem Konzerthaus o. Plattenladen zum Abgreifen rum)

Mutter – Das ganze Spektrum des Nichts
Nichts – lateinisch nihil. oder so. woher soll ich das wissen, ich hatte nie Latein, aber so grob weiß ich, was ein Nihilist ist. Einer, der Mutter richtig gut finden könnte. Was schreibt man sonst noch über Mutter? Vielleicht ein paar Adjektive, die mir dazu durch den Kopf gehen – schleppend, verstörend, monoton, zäh. Bin leider nicht so bewandert in der Geschichte dieser „Kultband“ aber der Name taucht immer irgendwo wieder auf. recht? Na irgendwie schon, hat jedenfalls eine recht hohe Bring-mich-soweit-von-den-charts-weg-wie-möglich-Garantie. Deutsche Texte (strahlen nicht gerade vor Fröhlichkeit - zum Glück), zähe sperrige Gitarren, Keyboardgeaber, damit kann sich schon mal man schon mal zum Berliner Underground zählen – zumindest in den letzten 26 Jahren. Vielleicht schlagen alle Westberliner Szenehasen die Hände über dem Haarlosen Kopf zusammen, aber ich lehne mich noch weit aus dem Fenster meiner Prenzl-Berger Altbau-WG und sage: Was dem New Yorker seine Sonic Youth, das ist dem Berliner seine Mutter. (www.staatsakt.de)

Voxer No. 04 
Viele Bilder, wenig englischer Text, das sieht ziemlich kunstmäßig aus, aber nicht künstlich. Nee, denn das Voxer ist eigentlich ein ganz sympathisches Heft, auch wenn es nicht mehr so ganz in den Fanzinerahmen passt. Wenig Musik (Gang of four – ist ja gerade angesagt, Robert Moog, Twisted Charm, Modeselektor) und dafür einige Künstler aus dem Graffiti/PopArt-Bereich wie z.B. Benjamin Marra, Skwak, Honet. Da die sich ja meist über ihr Schaffen definieren, braucht es halt eine etwas großzügigere Heftgestaltung für all die hübschen Fotos. Sieht aber trotzdem nicht zu leer aus und damit dieses angenehm schicke (und wahrscheinlich endlos hippe) Heft nicht pleite geht, gönnt man sich zwischendurch noch ein bisschen Werbung von angesagten Klamotten- bzw. Plattenlabels. Trotzdem irgendwie töfte, as i would like to say. (Voxer, Avenue du roi, 49, 1060 Brussels, Belgium, www.voxer.org)

Overpowering/ Looking for an answer – Split 7inch
Auch in Spanien wird gern mal gegrunzt, und so haben es hier zwei Bands zu einer knatschgelben Splitsingle bei unseren Krachlieblingen von P.I.U. geschafft. Overpowering klingen dabei wie eine Grindversion von Ministry, das Schlagzeug klingt verdächtig nach Drumcomputer, so dass da irgendwie so ein gewisser elektronischer Touch mitschwingt. Die Songs sind jedenfalls großartig chaotisch und frickelig. Looking for an answer sind da im direkten Vergleich, tja, fast schon eine traditionelle Grindband, zwei Schreihälse, einer hoch, einer tief, dazu der fette erdige Sound, dafür haben sie aber auch etwas schlichter gehäkelte Songs als Overpowering. Gegurgelt wird bei beiden Fraktionen auf Spanisch, was den Flow beim Gesang aber keineswegs schmälert. Vamos Companeros! (Power it up-rec.)

Looking for an answer/ Comrades – Split 7 inch
Je mehr Grind ich mir so anhöre, desto mehr fällt mir auf, dass das nicht nur unkoordiniertes Rumgeballer ist, sondern die Unterschiede im Detail liegen, genau wie der Teufel. Vielleicht sind Grind/Thrash/DeathFans einfach die besseren Zuhörer, das sollten sich manch einsame Frau mal überlegen, ob sie sich nicht doch einen verständnisvollen Crustie angeln will. Aber wenn mir die Unterschiede nicht mehr auffallen würden, wär ich wahrscheinlich im gleichen Stadium wie meine Eltern, für die jede Punkrockscheibe immer der gleiche Krach ist. Auf dieser Splitsingle finden sich noch mal 6 Songs von Looking for an answer, wobei die mich jetzt beim mehrmaligen Hören immer mehr positiv an Unholy Grave erinnern. Liegt vielleicht an den beiden Grunzern. Die andere Seite der Medaille wird von den Comrades besetzt, die dem Hörer drei, irgendwie recht unspektakuläre Crustcoresongs vor den Knopf knallen, da hilft das Rorschach-Cover „My mind in a vice“ auch nix. LFAA kommen im Vergleich hier besser weg, klingt einfach engagierter, was die machen. (Power it up-Rec.)

The Cheeks – Disappointed – CD-Single
War ne Beilage zum Moloko Plus. Komisch, ich hatte die Cheeks irgendwie als ramonesmäßige Punkband auf dem Schirm, aber vielleicht verwechsle ich die auch. Diese Cheeks jedenfalls machen netten Gitarrenbeatpop, der ein bisschen wie aus den 60ern klingt. „Disappointed“ gefällt mir von den beiden Songs besser, auch wenn es 2-3-mal Hören gebraucht hat, bis er sich ganz festgesetzt hat, aber dann bin ich ihn nicht mehr losgeworden. Somit hat diese Promobeilage (inkl. Multimediavideoclip) ihre Mission ganz erfüllt, denn jetzt hätte ich doch schon Bock auf mehr von denen. (www.wolverine-records.de)

The Sainte Catherines – Dancing for decadence
Wird das gerade Mode bei diversen amerikanischen/französischen Bands, mindestens einen Song mit deutschem Titel zu versehen? The Sainte Catherines haben das gute alte „Hau weg die Scheiße“ mit auf die Platte genommen, das hat ihnen bestimmt kein Deutschlehrer auf dem Lycee in Montreal reingepaukt. Vielleicht haben sie’s beim Schüleraustausch in Essen am Baldeneysee von ein paar Punkern aufgeschnappt. Auf alle Fälle sympathisch, nicht nur dieser deutsche Songtitel, sondern auch der Rest der CD, der wie eine melodischere Leatherfaceversion daherkommt. Wird ja auch mal Zeit, Leatherface sind eh schon alte Schluffen, da kommen diese Herren aus Kanada gerade recht. Wer allerdings eine Punkplatte mit großen Überraschungen haben will, sollte woanders suchen. Bester Song: „Hau weg die Scheiße“, bester Text: „Emo-Ti-Cons: Punkrock Experts“ (auf Fat Wreck) 

Dirty Faces Vol 1 1/2 The Eps 2005  
Schon eine ganze Weile her das ich mir „die“ angehört habe. 
Ich hatte auch überhaupt keine Lust dazu. Überhaupt finde Ich das Zeitalter der „Reviews“ ist vorbei. Naziboldt Rezitan ist zurückgekehrt in den großen 
Vinylschlund. Was bleibt sind Tonnen von CD-Schrott. Und bald noch mehr Tonnen von Festplatten. Das hier der freundliche Laden Dirty Faces aus Bochum, die freundlichen Experten aus dem Hause „Kassierer“, also 
Die Ihrer Meinung nach wichtigen 7“ der Kapellen Creeks, Kamikatze und den Revolvers zusammen auf diese hässliche CD (hässlicher als das Leben obwohl die Kamikatzen ganz und gar nicht hässlich sind) packen und mich dabei zurückdenken lassen an den alten Ubu-Buchladen, überhaupt Bochum, die gute alte Zeit in Bochum Gerthe, das könnt ihr auch nicht wissen, ich weiss es doch auch nicht, und diese CD tut auch nix zur Sache. Als Vinyl für Fans wahrscheinlich essentiell, als CD ein ödes Tool für Deinen CD-Wixer hinten drin in Deinem alten Granada der mehr Öl schluckt als du dir jemals wieder leisten wirst. (auf Dirty faces Rec.)
Calvin Currywurst 

Stockyard Stoics – Catastrophe 
Oimocore! Strassenschlacht! Die ganze Ficke! Ich höre mir gar keinen Oi mehr an, Tim. Das hier macht unbedingt Sinn, wenn man Bock hat auf: Hosenträger, Fred Perry-Hemden, die 80er Jahre, Schlagstock und Zeug, Fussball, Polizeirazzia, Kneipe, Nikotin, Teer, Asphalt, Stolz, Vorurteile und letztlich aber Credibilität bis zum abwinken hat. Man kann denen hier gar nichts vorwerfen weil man Auch sonst was auf die Fresse bekommt. 
Ich fand Oi immer eine starke Musik. Viel stärker als Punkrock.. 
Weil diese nicht abgestreifte proletarische Haltung drinnen einfach dermaßen Test-Testoron und Adrenalin im Affenkäfig sind das einem die Birne platzt. Und diese homophobe „wir stecken uns bei 2 Promille“ aber gegenseitig Die Zunge in den Rachen - die Eier schön fest in der engen Jeansbuchse. Schon geil! Kann ich heute aber alles nur noch bedingt nachvollziehen, schaffe es ja nicht mal mehr ins Fußballstadion zu gehen! Let it go! (MSM/Broken Silence) Christoph Stachinger 

Kapitain Sun Blood, Rock´n Roll & Black Angels 
Metal? Ich mag Metal fast gar nicht. Lediglich Saint Vitus Und Venom schafften es durch die großen V´s In Schlangenlinien bei mir so etwas wie echte Geilheit auszulösen. Geilheit auf schwarze Miederwäsche, weisse Schminke, Leder, Striemen, Dunkelheit, Kerzenwachs gepaart Mit einer hybriden „White Men got a God Complex“- aggressiven Melancholie. Mit Kapitain Sun verbinde ich das aber alles gar nicht. Mit Nichten! Schlechte mystisch verklärte Texte mit einfach nur solidem Handwerk ohne einen echten Hang zum Wahnsinn, zur Selbstzerstörung oder Mordgelüsten. Visionen haben die auch keine. Kein Hexenhandwerk. Keine Magiker. 
Wer weiß, vielleicht sind die Jungs auch echt und haben ordentlich einen an der Klatsche. Die Wände streich ich mir wegen denen aber nicht noch mal schwarz, Und in den nebeligen Duncker Gehe ich wegen Kapitain Sun auch nicht. . Außerdem klingt „Kapitain Sun“ eher nach einer Limonade. Das ist kein Name für eine Katze, Fremde. Hexen, Feen und Vampire finde ich aber nach wie vor im höchsten Maße erotisch. Den Spaß lass ich mir auch nicht verderben. Amir Penelope Zacharias Hustensaft (Metal Breed Records) 

Riot Brigade – Here’s our answer
Noch klischeehafter ging’s beim Namen nicht, oder?! Na ja, es kam nicht so schlimm, wie ich erwartet habe. Erwartet habe ich nämlich eine schlechte CockSparrer-Kopie und irgendwas, dass sich als hymnenhaften Oi!-Punk bezeichnet, also schnarchlangsamen Glatzenpunk. Aber die Riot Brigade kommt trotz Sid-Vicious-Outfit mehr wie ein Hardcoreband rüber, ist überraschend politisch (und überraschend unpoetisch) und textmäßig schon sehr deutlich. Ist jetzt nicht die Revolution im Punk-Tagesgeschäft, aber man geht sehr engagiert ans Werk. Als Vergleiche werden im Infoblättchen Antiflag und Crass erwähnt. Passt so halb: erstere jö, letztere eher nö. Beim letzten Track wird’s sogar überraschenderweise sehr crossovermäßig, da holpert deutscher Sprechgesang über einen Rockriffacker – hätte auch vor 10 Jahren von Such a Surge sein können. (MSN Rec.) 

Alf Garnett #9
100%pure asshole streetpunk rag steht vorne drauf. Was is’ n Rag? Egal. Beim A.G. sind Leute so richtig pissig, oder wollen es sein, wie es sich für Punker gehört. Neben dem ganzen Streetpunkerkolumnendasein inkl. Oi-Band-Verarsche, gibt’s im Alf No.9 einen informativen Themenschwerpunkt Frankreichpunk, obwohl das mit dem Schwerpunkt wollen die Macher vielleicht gar nicht hören, denn das klingt so wie Themenabend auf arte und arte wär ja irgendwie Kunst und wir sind doch Streetpunk und Dosenbiertrinker und sehen aus, wie wir glauben dass Punker 1977 ausgesehen haben und so voll authentisch mit Spirit und so. Die einzigen Bands, die ich auf den über100 Seiten kenne sind Oppressed und Anti-Flag und das sind nicht gerade meine Favoriten. Schön auf alle Fälle der Festuvalbericht aus Pula samt Rauschangriff-Diss. Bin aber auch kein beinharter Streetpunk, sondern eher brilletragender Budenhocker. Deswegen mach ich auch ein Fanzine, das aussieht wie ’ne Schülerzeitung. Für authentische Streetpunker, die ein gutes Heft wollen, gibt’s ja das Alf Garnett. 
(www.alfgarnett.de)

Punk is dad-Zine
Gutes Heft aus...? Regensburg. Sagt mir gar nichts, diese Stadt, außer daß sie in Bayern liegt? Na, egal. das wäre ja schon mal ein guter Grund, ein Fanzine zu machen. Auf geschätzten 60 Seiten wird geklebt, kopiert und geschnipselt und inhaltlich einiges auf die Beine gestellt. z.B. Interviews mit Pascow, La Par Force bzw. Static 84, aber auch lustige gute Anleitungen für die alltäglichen Schwierigkeiten im Leben: z. B. Wie man eine Homepage-selber baut (sollte ich mir mal genauer ansehen, öhm), wie man blöd parkende Autos überwindet (drübersteigen, wie sonst), was man über die Geschichte der Vagabunden in Deutschland wissen sollte (sehr geil), natürlich Kolumnen as fuck. Und so hat man dann ratzfatz ein gut geschnipseltes, abwechslungsreiches Fanzine zur Hand. Hoffen wir, dass es so weitergeht.

The Loved ones – Keep your heart
This is not my Baustelle! Wer allerdings auf sehr melodischen Emo-Punkrock abfährt (und wissen möchte, was die Menschen, die früher bei Kid Dynamite oder The Curse waren, jetzt machen) und auch noch der x-ten Pop-Punkband ohne Ecken und Kanten was abgewinnen kann, darf sich hier gern bedienen. Punkrock fürs Stadion. Macht mich nicht satt. (Fat Wreck)

Propagandhi – Potemkin City Limits
Da schmeckt mir die letzte Propagandhi-Platte um einiges besser. Nicht weil sie viel bekannter sind, sondern weil die einfach bessere Songs haben. Abwechslungsreicher. Da bin ich schon beim ersten Song überrascht, weil der nicht sofort losbollert, sondern fast wie ein entspannter Jam anfängt. Sowas machen die Gandhis dann gern mal öfters. Und schaffen es, damit auch ne gewisse Spannung über den gesamten Lauf der Platte zu halten. Zu lesen gibt’s auch genug, nicht nur Texte, sondern Infos, Linernotes, Kommentare zu den Songs usw. Natürlich wird auch oft genug schnell und melodisch losgebrettert – aber wie gesagt, nicht so 08/15-vorhersehbar. Doch, coole Platte, und wenn dann noch das Artwork von Eric Drooker ist, dann, tja dann weiß ich gar nicht wohin mit all der Euphorie. (auf Fat Wreck) 

Voice of a culture – No.4
Das ist mir jetzt zum zweiten Mal in die Finger gekommen und diese 6- 8 fleißige Leutchen um Herrn Mieschka Mayonnaise schaffen es wieder mal ein sehr informatives buntes Heftchen zusammenzubasteln – das sieht schon sehr professionell aus, wobei man sich halt auch auf Musik (Bad manners Yellow Umbrella, Ohrbooten, Mad Sin, Senor Coconut, Ojos de Brujo u.a.) konzentriert und irgendwie auch auf Berlin. Gibt ja schließlich auch genug an Bands her, diese Stadt. „Persönliche“ Kolumnen gibt’s im VoC eher weniger, dafür nebenbei noch sackweise Reviews – von Platten wie von Zines. Am besten fand ich ja den Südafrika-Punkrockszene-Report mit der Band Half Price – blöd nur, daß ich genau dasselbe auch vor hatte. na ja, Schwamm drüber – dann gibts im Renfield eben bald „Punk in der Arktis“ (VoC c/o Mieschka Mayonäse, Naugarder Str. 2, 10409 Berlin, www.voiceofaculture.de)

Sedlmeir – Hardrockroboter
Stimme aus dem billigen Lautsprecher im Cockpit: „ACHTUNG ACHTUNG!!! Der Ein-Mann-Rock’n’Roll-Darth-Vader aus dem Saarland greift an!! DIES IST KEINE ÜBUNG!! “ Stell dir vor, Trio wären nur einer gewesen und hätten ihre Peter-Maffay-Phase nie ganz überwunden. Und hätten zu dem auch noch diverse F.R.-David-Ähnlichkeitswettbewerbe gewonnen. Wären dann aber noch insgesamt viel cooler, dreckiger und angepisster von der Welt um sich herum gewesen als es Maffay je in seinen Texten hätte sein können. Und wollen ein schmutziges Leben führen – das jedenfalls 15 Songs lang und für 100 Auftritte pro Jahr. So könnte man das zusammenfassen. Ich hoffe nur, Sedlmeir macht nie ein kitschiges Musical über kleine grüne Drachen. Ich will auch ein schmutziges Leben!!! (www.sedlmeir-rock.de) 

NOFX – Wolves on Wolfes clothes
Das war’s mit lustig – „I am not here to entertain you“. Damit gehen NOFX auf klare Konfrontation mit Robbie Williams und verabschieden sich auch vom Spaßpunkimage. Kann man ihnen das glauben? Naja, so halb zumindest. Spätestens seit der letzten Platte, seit der Rock- against-Bush-Aktion und der Punkvoter-Tour, dürfte auch dem letzten nie erwachsenwerdenden Pisspunk klar sein, daß NOFX mehr sind als ewigpubertierende Idioten. Eine 100zentige Kehrtwendung gibt’s auch auf „Wolves…“ nicht, aber ein bisschen vielfältiger sind sie schon geworden – „The marxist brothers“ klingt irgendwie gar nicht nach NOFX, der „Canzon espanol“ und „Getting high on the down low“ oder „One celled creature“ auch nicht. Aber dann gibt’s ja noch so Dinger wie „USA-Holes“ oder“ You will loose faith“, die so NOFX sind, wie man es kennt (und manchmal auch nicht mehr hören kann). Manche Songs sind so kurz, dass man denken könnte, es sind nur Skizzen für die nächste Platte, aber vielleicht soll das so sein. Und? Sind die jetzt erwachsen und ernst geworden? Hmmja, nee, und doch irgendwie. Auf alle Fälle sympathischer als früher. (Fat Wreck)

Sonntag, 19. April 2009

Renfield 14.5 - The Reviews


Perhaps you wonder, why, after No.14., there is a 14.5-Number. If you believe it or not, there is a reason. It is called Sceptic Jazz. 

- "Eeeeeeeh, Sceptic Jazz?! What's that?"

Ok, Sceptic jazz was a small but energetic Punk/Blues/Trash/Garageband, founded by two austrian ERASMUS-students and one german some-kind-of-something-student in  2004. The appartment was the rehearsal room, we got a drum kit for children and lyrics in englsih, french and spanish. We got songs about drunken witches, about Berlin eaten by men, Punkrocksongs about Punkrock cliches,  Rock'n'Rollstandards about being Straight edge, we got a grindcore-Sideproject (called Sceptic Mess), we got an overproduced Rap/Rocksong about Döner Kebabshops in Berlin (with a slighlt y exaggerated guitar solo), a really cute and romantic version of a Patrick Fitzgerald-Song (probably his most famous),  a song named after an 80ies-TV-series with a straw dog and beside all of this, we got a four-week-tour in August 2005. 

A tour, that was organized without any booking agency and that led us to wonderful places in Latvia, Lithuania, Estonia, Finland and Russia. The whole journey took 4 weeks. we played 7 or 8 gigs and got fun for 10 more shows. After being home again,we were all broke and tired. But happy.

All of the adventures that happened there are still available in Renfield No. 14.5. It is the .5-thing that marks the "special editions" of RENFIELD-Fanzine. Actually No. 14.5 is the only "special edition" till now, but there are of course ideas for more of them. 

Have fun with the reviews of No.14.5. They are mostly about records we bought, swapped or that were given to us during the tour. All great stuff, till now.

EPPU NORMALI – Aku ja köyhät pojat
Das ist Blues-Rock, wie er sein sollte. Und mehr ist dazu auch nicht zu sagen. Oder wollt Ihr hören, daß hier extravagante Varianten-Heterophonie kombiniert wurde mit herrlichen pythagoreischen Quinten und Trugschluß-Kadenzen? Na eben! Und außerdem wäre das sowieso alles gelogen. Eine unserer finnischen Freundinnen hat übrigens im Angesicht dieser Erwerbung die Hände über dem Kopf zusammen-geschlagen und ausgerufen: „God! This is classical FinnRock!“ - Schön! (Poko Records, Pure Finnish Rock, 1983)

CMX – Dinosaurus Stereophonicus
Da sind sie also, die CMX. Sie könnten eventuell auch außerhalb von Taiga und Lappland bekannt sein. Das Ding hier ist eine Doppel-CD mit aufwendigem paläozoischem Artwork. Die Band, die 1985 als Hardcore-Projekt angefangen und sich damit einen Namen gemacht hat, ist nach einer poppigen Phase Anfang der 90er hier bei Progressive Rock angelangt. Auffallendes Charakteristikum ist der ständige abrupte Wechsel zwischen extrem melodiösen, synthie-versetzten Passagen und Brecheisen-Gitarrenarbeit grad, wenn man ersteres nicht mehr zu ertragen meint. Die finnischen Texte sollen vorzüglich sein, aber dem Autor ist eine Bewertung zur Zeit unmöglich. Gefällt.
(EMI Finland, 2000)

VARIOUS ARTISTS - Surf Guitars Extreme
Zur Vorgeschichte: Rußland scheißt auf Copyrights uns zwar von höchst offizieller Stelle aus und drum florieren kleine Labels, die so ziemlich alles nachpressen, was ihnen in die Finger kommt. Das führt zu Einkaufspreisen bei quasi Original-CDs von 2 bis 3 Euro und damit zu vollkommen anderem Einkaufsverhalten in den Plattenläden (nicht nachdenken, zugreifen, wegrennen, bevor das ganze Urlaubsgeld zu Plastik geworden ist). Das hier ist ein Sampler mit 32 Nummern mehr oder weniger bekannter Surf-Bands (Johnny And The Shamen?), alle eher neueren Datums. Is wohl Surf, und 90 Rubel wert. (Zaga, kein Datum)


VARIOUS ARTISTS – Las Vegas Grind Part 2
Jetzt kommt’s! Als der Autor dieser Zeilen Part 1 bei seiner Untermieterin gehört hat, ist ihn dieses seltene Hochgefühl überkommen, eine Entdeckung mit Langzeitfolgen gemacht zu haben. Las Vegas Grind ist eine Sammlung von vollkommen unbekannten 50er-Jahre-Bands, die wohl tatsächlich nicht direkt für’s Publikum sondern eher für die vom Publikum gustierten Stripperinnen gespielt haben oder in deren Aufführungspausen. Simpelster Rock’n’Roll, minimale Instrumentenkenntnisse, unverständliches, unartikuliertes Gebrüll, Gequietsche und Gemiaue („Sweet Little Pussicat“), vollkommenes Fehlen jeglichen künstlerischen Anspruchs (woran erinnert das?) und die ausschließliche Orientierung an vordergründigem Spaßfaktor und Tanzbarkeit. Und so wird es wohl nicht verwundern, wenn ich das stilistisch tatsächlich als Porno bezeichnen und zur Nachahmung anregen möchte. Genial! Nur leider ist Teil 2 etwas weniger originell geraten. Egal. Exzeptionell bleibt’s. (Strip Records, 1992)

MATA CHARI – Ot Schisgari Do Angari
Eine der Bands, mit der Sceptic Jazz auf ihrer Sommer-Tour gespielt hat. Und ein typisches Beispiel für das Mißverhältnis von Aufwand und Effekt. Man kann eigentlich fast nichts kritisieren, spielen können’s, singen auch, eigene Lieder gibt’s, die Photos sind nicht pixelig, aber irgendwas fehlt: Sorry Jungs! Auch wenn ihr uns ein Bier gezahlt habt. Ihr wißt schon was ich meine.(Antrop/Antropos, 2004)

JOHN ZORN – The Book Of Heads

Die Länge der Stücke (ab 0:26) erinnert an Grindcore und genauso wie bei dem geht’s hier nicht primär um die Hörbarkeit. In Fortsetzung einer alten Mit-Tim-Drin-Sendung sei hier noch einmal an die oft unerwartete Parallelität von Ideen in Free Jazz und Popularmusik-Formen erinnert. Die 35 Etüden Zorns werden von Marc Ribot gespielt, der unter Anderem als Gitarrist bei Tom Waits bekannt geworden ist, aber auch mit Avantgarde-Jazz- und Experimental-Rock-Bands wie Shrek (hat nichts mit dem Film zu tun!!) gespielt hat. Das Instrument wird mit Bleistiften, Reissäcken, Drumsticks und allem möglichen Anderen malträtiert und wer das einmal live von Ribot gesehen hat (gibt’s jedes Jahr meist ein Mal), wird den Unterhaltungsfaktor nicht bestreiten können. Aber zugegebenermaßen hab ich mir die CD eigentlich noch nie angehört. Bis zum nächsten Renfield bestimmt.

Svoboda – Demo
Svoboda sagt der Russe, wenn er Freiheit meint, hach, das klingt jetzt nach ganz tiefer russischer Seele, die am Ufer der Narwa die vierte Flasche Wodka wegpumpt. Ganz so schwermütig geht’s bei diesen Petersburger Skapunk-Virtuosen nicht zu und sie wären mir wahrscheinlich nie untergekommen, wenn nicht unser Weltkorrespondent David-Emil hier im Rahmen seiner Doktorarbeit die Trompete spielen würde. Bei Svoboda ist dann auch eher Party- statt Suizidmusik angesagt. Skapunk mit ordentlich Schmackes und Texten in ukrainisch (nicht dass ich’s jetzt rausgehört hätte, aber das hat mir ein russisches Übersetzervögelchen gezwitschert), irgendwie dem Stil von Spitfire nicht unähnlich und für ein Demo in erstaunlich guter Aufnahmequalität. Halt gute Spaßmusik, auch wenn der Rahmen dafür schon lang abgesteckt ist. Also: Tanzen! (Kontakt: www.svoboda.iikso.net) 

Psycho terror – Freddy, löö esimesena!
Psycho Terror sind für Estland eigentlich so was wie sagen wir mal Slime oder Toxoplasma oder auch Daily Terror für selige Deutschpunkzeiten. Seit Ende der 80er unterwegs wurden im Laufe der Zeit -zig Platten in Form von Tapes und später dann CDs veröffentlicht. Getourt wurde und wird auch fleißig, die Männers sind auch öfters mal in Deutschland unterwegs, und wie ich sie so bei unserem SJ-Konzert in Tallinn kennengelernt hab, noch dazu äußerst liebenswerte Gestalten. Musikmäßig bewegt man sich sicher auf Punkrockgebiet, das fluppt nach mehr als 15 Jahren perfekt, ich glaube allerdings, dass durch die estnischen Texte, die hier keiner so recht versteht, dass Ding als Exoten-CD durchgehen wird. Schade eigentlich, denn muckemäßig ist „Freddy, mach es!“ durchaus fetter Punkrock mit reichlich guten Ideen, manchmal ein bisschen an Dackelblut erinnernd, was auch an besagtem Sänger Freddie liegt, den man mal locker als Estlands Iggy Pop bezeichnen kann. Zu den Texten sag ich nix, mein estnisch, ihr versteht… (contact: www.zone.ee/psychoterror, liba@hot.ee)

The Ghastly ones – A-haunting we will go-go 
Noch so ein Produkt aus der russischen Bootlegmaschinerie. Originalerweise mal auf „Zombie a gogo Rec.“, dem Label von Rob Zombie rausgekommen, und jetzt hat’s irgendein russischer Bootlegger für billig Geld nachgepresst. Eigentlich kann ich mir schwer einen besseren Soundtrack für eine flotte Halloweenparty vorstellen: 20 gruselig-stilvolle Surfinstrumenthals, die ab und an mit spooky Halloweeneffekten oder verschwörerischen Spoken Words unterlegt werden. Gespielt wird das ganze dann stilecht von drei Totengräbern, quasi die dunkle Seite der Shadows. Großartige Surfplatte, die es schafft, nicht immer das alte Schema totzureiten. Blöd nur, dass Halloween nur einmal im Jahr ist. Und das für schaurig gut angelegte Rubletten.

Melvins & Jello Biafra – Never breathe what you can see
Bootleg Attack Part 3: Hätte ich mir im Original wohl nicht so schnell zugelegt, aber wenn’s billig ist… egal. Nachdem Herr Biafra und die Rest Kennedys sich nicht mehr mit dem Arsch angucken weint das alte Punkerherz, weil dadurch die ganze schöne Legende um die Band plattgemacht wurde. Aber eigentlich braucht der Herr Biafra die blöden Kennedys gar nicht mehr, denn er hat ja jetzt die Melvins und auch wennes vielelicht erstmal etwas ungewöhnlich klingt, das passt sehr gut zusammen, das zynische Jello-Gequäke und die fette Melvinswalze ergibt zusammen eine ziemlich geiles Gemisch. Fast würde ich sagen, hätten sich die DKs nie aufgelöst und im Laufe der Jahre ihren Sound weiterentwickelt, dann würde das so klingen. 80 Rubel für 2 Ikonen, die sich endlich gefunden haben.

Nightlosers – Plum brandy blues
Was hab ich diese CD in Berlin gesucht!! Und nicht gefunden. Irgendwann lief auf Radio Multikulti diese Wahnsinnsversion von „Blue suede shoes“ gehört und ich war sofort hin und weg. Ein rasanter Polkabeat und eine etwas näselnd gelangweilte Stimme, die sich da an Elvis vergreift. Wo kriegt man das her? Vergeblich habe ich alle Plattenläden abgeklappert, keiner kannte die Nightlosers – und dann steht die ganze CD da in St. Piter locker im Regal, als hätte sie nur auf mich gewartet. Aber hat sich die Sucherei gelohnt? Nun ja, irgendwie schon. Die Nightlosers covern nicht nur den Elvisklassiker, sondern drehen insgesamt 14 Bluesoriginale durch den rumänischen Polka-Folk-Violinenwolf. Da sagt der „Hocchie coochie man“ auf rumänisch „Good night Irene“ Und J.B. Lenoire würde sich wundern, was 11 Rumänen per Cembalo, Klarinette, Geige, Viola (neben konventionellen Instrumenten) mit seinem „5 Lotmo years“ anstellen. Big Bill Broonzy wird genauso mit Vogelgezwitscher verwurstet wie Huddie Ledbetter und Jimmy Reed. Schon lustig, der Ritt durch die Bluesgeschichte, allerdings bleibt „Blue suede shoes“ immer noch der beste Song auf der Platte. 90 Rubel.

Finnish Graffiti – Rautalankaa ja BeatMusiikkia 1961 – 1965
Der Name sagt’ s schon: Auch in Finnland war man vorm Beatfieber nicht geschützt. Wenn es in Deutschland schon zig unbekannte Beat-Garagenbands gab, die sich die Seele aus dem Leib shaken wollten, warum nicht auch in Finnland? 2 CDs voll mit hierzulande unbekannten wie unaussprechlichen Bands aus den frühen 60ern - da schlägt mir das Herz nicht nur beim Saunagang höher. CD eins kommt mit 16 Rautalankaa-Smashern daher, zu deutsch Stacheldraht. Hinter der in Finnland gängigen Bezeichnung für solcher Art Musik findet man dann 16 mehr gemächliche Surf/Beat-Instrumentals, die insgesamt recht melancholisch rüberkommen und manchmal auch gefährlich nach Ricky King-Gedudel klingen. CD 2 hat dann mehr um einiges Schmackes, da wird auch mal gesungen, und es finden sich so großartige verschollene 60ies-Beatperlen wie „Never gonna work“ von Ann Christine & the Islanders, „Ytterin twist“ oder das großartige „Do the Jenka“. Ähnlich wie in Deutschland hat man auch in Finnland oft einfach die Originalhits aus Amiland kurzerhand ins Finnische transformiert, und so wird dann aus „Pretty Woman“ ganz schnell mal „Kaunis Nainen“ und hinter „Nousevan Auringon Talo“ von Lasse Martensson & The Esquires (WER KENNT SIE NICHT!?) versteckt sich nichts anderes als „House of the rising sun“. Insgesamt eine großartige Zusammenstellung für den Schwof in der Mittsommernacht in Lappland.

Loputkin Loat - Kolhoosi
So kann man sich täuschen: Vom Cover her (s/w, ausgeschnittene Fotos, kaputtes Auto vor Scheunenruine) könnte das glatt als 80er Finnenkrachpunkplatte durchgehen, ähnlich wie Tervet Kädett oder Appendix, aber det is gar keen Punkrock, sondern eher so die 80er-Version von dem was man auf den Finnish-Graffiti-Samplern findet: Pena, Antti, Jari, Tommi und Ahti – 5 Kumpels aus Kemi in der finnischen Provinz und ihre Art von melodischem Gitarrenrock mit leicht schnulzigem Einschlag. (Oh Gott, das klingt ja scheiße, aber die Platte ist gar nicht so doof).
Mehr was für die Indie/Folk-Sauna als fürs grimmige Crustcore-Eisfischen jenseits vom Polarkreis, wobei ich mir gut vorstellen könnte, dass die live eine ganz schöne Granate waren. Sind. Keine Ahnung, was aus denen geworden ist, die Platte ist von 1989. Wer will kann ihnen ja mal schreiben: Loputkin Loat c/o Poste Restante, 94700 Kemi, Finnland

Iron 22 – Demo
Da steht man nach dem Konzert im Club in St. Petersburg, als ein tarnfarbenbejackter Typ auf dich zukommt, sich für das gute Konzert bedankt und seine Bewunderung für deutsche Metalbands wie Rage o. Running Wild kundtut. Dann drückt er dir ein schlichtes, handbeschriftetes Tape seiner Band in die Hand. Metal, klar, bisher ohne Sänger, aber mit ordentlich Soli und epischen Längen. Wißt ihr was, Jungs? Scheißt doch auf den Gesang, das kommt so viel sympathischer rüber.