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Dienstag, 4. November 2014

100 Jahre Renfield-Post!

Tätääää - der 100. Post auf diesem Blog! Wahnsinn! 100 mal schon was hier reingehackt, geschrieben, getippt, geladen, gelacht, gedacht, weggeworfen, wieder reingesetzt, bearbeitet, vorgeschaut, Tags gesetzt, Labels ausgedacht, die eh keiner liest und so weiter und sofort. Und mindestens schon EINHUNDERTMAL die Statistik angeschaut und mich gefragt, wieso an manchen Tagen drei und manchmal Dreißig Leute aus Tahiti, Alaska, oder Surinam hier reinschauen.
(War nur 'n Witz. Die Weltkarte mit der Anzeige der Besucher aus aller Welt zeigt, das die meisten RENFIELD-Blog-Besucher in Deutschland sitzen, manche in den USA, Frankreich und einige wenige auch in Russland. Um die Crew in Surinam, Tahiti oder den Kayman Islands zu angeln, muss ich mir noch was einfallen lassen. Wer diesbezüglich Ideen hat, melde sich bitte unter renfield-fanzine@hotmail.de).
Aber schön ist es trotzdem. 100 Posts, wer hätte das gedacht. Gott oder eine andere spirituelle Entität vielleicht?

Davon ab: Es geht auf das Ende zu. Aber sowas von fix. Nicht dieser Blog, keine Angst. Bald folgt der Abgrund des Jahres und kippt uns ohne zu fragen über die Klippe in das neue. Heute wurde mir von einem Herrn in Postuniform mitgeteilt, dass in zwei Monaten Weihnachten ist. Stimmt ja gar nicht. In zwei Monaten ist schon alles vorbei und wir haben nicht mal Aschermittwoch. Da schütteln wir noch den Kopf ob des Champagnerschwipses, den wir uns mit Krimsekt einige Tage vorher angetrunken haben. Und wenn alles gut läuft, werden wir uns fragen: 2014 - war da was?

Und wenn alles noch besser läuft, erinnern wir uns an ein paar geile Rezensionen von ein paar geilen Platten, die in einer dunklen Novembernacht auf den RENFIELD-Blog geladen wurden. Nämlich jetzt.
RENFIELD No. 29 erscheint übrigens am 14.11.2014 und wird wieder kräftig gefeiert auf Planet TRX-Zwo-TTA-GAMMA-BETA-Ömelius-Sieben. Ihr wisst eh, wo das ist.

Live mit dabei: PISSE (Karibik-Punk, Berlin)
und die fabelhaften DYSNEABOYS (80ies-Skatepunk von Menschen, die in den 80ern wirklich Skatepunks waren. Auch aus Berlin).
Als DJs konnten desweiteren NIKI MATITA (SubCUlt Radioshow, Renfield-Crew) und
THE UNHOLY SPIDER (TRX-Zwo-TTA-GAMMA-BETA-Ömelius-Siebens very own Schmuckeremit) gewonnen werden.
Weitere Infos auf dem Flyer siehe oben.

Jetzt was ganz anderes - die versprochenen Plattenkritiken nämlich.

KLOTZS – Schwarzer Planet (Tumbleweed records) Platten, in deren Titel das Wort Planet auftaucht, erinnern mich immer an alte Scheiben von Karat oder Peter-Maffay. Das hat sowas 80er-Konzeptalbum-Mäßiges. Klotzs tun schon seit Ewigkeiten rum, der Name taucht immer im Zusammenhang mit EA80, Graf Zahl und Anverwandten auf. Mittlerweile ist man seit Jahren schon als Duo unter Einsatz eines interessanten Bass-Gitarre-Hybrids unterwegs. Nicht eben eine Band, die es nochmal auf die Riesenbühnen eines biergesponserten Festivals schaffen will und muss.
Lange Zeit habe Ich einen Bogen um diese Platte gemacht, keiner weiß warum. Vielleicht weil ich seit geraumer Zeit deutschsprachige Platten eher langweilig finde. Da verstehe ich ja alles. Und ich will gar nicht soviel verstehen. Sechs Songs gibt’s auf der „Schwarzen Planet“, soviel Muße finde ich nun, dass ich mir mal jeden einzeln vornehmen kann:
1. Kopfpunk - klingt an wie eine reduzierte Version von Fugazi mit EA80-Gesang. Dann kommt auch noch der Break, wo ihn auch Ian McCaye gesetzt hätte. Deshalb vorhersehbar ? Nö.
2. Schwarzer Planet I – Titelsong durchnummeriert, steckt da vielleicht doch ein Konzept hinter, mit mehreren Kapiteln? Unverzerrte Klimpergitarre, dann ein halliges Lick. Da spürt man fast die Kälte im Weltall. Hallig auch der EA80-Gesang.
3. Drehtür – der melodischste und optimistischste Song hier im Saal. Einfach ein guter Punksong, knackig und kompakt, mit soviel Melodie wie eine nachdenkliche Punkband halt so kann. Könnte von EA80 (Der Gesang) ODER den BOXHAMSTERS sein.
4. Der Neue Stille – da läuft er, der Bass. Und läuft und läuft und läuft. Fast schon wie bei NoMeansNo, nur mit EA80-Gesang.
5. Schwarzer Planet II – zum zweiten Mal in meiner Umlaufbahn. Wieder so ein verträumtes Gitarrenthema am Anfang, danach geht‘s hübsch monoton weiter, als wäre das hier der Soundtrack zu Dark Star, von JOY DIVISION geschrieben. Mag ich deshalb sehr gern. Und den EA80-Gesang auch.
6. Fliehkraft – lustiger Titel am Ende. Hat der was mit dem planetoiden Plattentitel zu tun? Nicht gerade fröhlich, weder von den Akkorden noch vom Text her. Hübsch. Zum Gesang sage ich nichts. (F) Gary Flanell

LYNX LYNX – Trailer Park (Off Label Rec.) Falsches Jahrzehnt schon wieder, aber das macht ausnahmsweise nichts. Und dass die 60er rückblickend roundabout scheiße und schuld an allem sind, soll ja nicht hindern, sich den einen oder anderen Klang aus der Zeit zu leihen und ihn schön schrammelig zu recyclen. Macht Boa schließlich auch und verdient damit sogar Knete. Danke für den Titeltrack der fünfliedrigen EP. Ist man mal unpassend gut drauf, etwa als Rettungssanitäter oder Profiverfasser von Kondolenzanzeigen, hört man sich das Stück ein, zwei Mal an und ist wieder angemessen mies drauf. Keine Liebe im Trailerpark Teutschland! No news, aber auch nicht erfreulich. Wahrscheinlich Nachwirkungen der bigotten 60er. Philip Nussbaum

HÄXXAN – LP ( Heroic Leisure Rec.) Zweimal anhören hilft manchmal. Auch im Fall dieser israelischen Garagerockband, die zusammen mit den nicht weniger guten New Swears in meinem liebsten Schnapsloch gespielt haben. Im direkten Vergleich fand ich sie erstmal nicht so spannend. Aber dann kam die zweite Anhörung. Sie sind vielleicht nicht ganz so filigran wie ihre Tourkollegen, aber hier regiert die gute alte raue Stooges-Schule. Bratzige Gitarren, ein Schreihals, der nicht nervt und glattgebügelt wurde hier soundmäßig auch nichts. Könnte man in der Rollerdisco zwischen Mudhoney und Mrs. Magician laufen lassen und es würde immer noch die gleiche Meute auf der Tanzfläche ausflippen. Großartiges Coverartwork auch. (G) Gary Flanell

LATENZ-COMPILATION#2 (Latenz Records) Labelsampler, Labelsampler, Labelsamp-ler … Sinniger wird’s nicht, wenn man es wiederholt. Wie viel Rezi gibts für einen, den man für €2 kaufen oder für nix runterladen kann, hehehe? Da wir alle nichts als völlig korrupt und nur noch verroht sind, selbstverständlich nicht viel. Muss aber auch nicht, denn was man bei LATENZ in Bremen macht, ist schlicht und ergreifend fein. Was hindert eigentlich all die anderen, sich ein wenig zusammenzurotten und den Kram, der sich dabei ansammelt, in die Welt zu schütten? Gut, vielerlei, ist klar. Geldgeilheit, Narzismus, Angst, und bestimmt auch die nicht zu unterschätzende Phlegmatik. Schön blöd, aber sehr hip. LATENZ muss sich um solchen Dreck nicht kümmern, schon gar nicht für den Hungerlohn. Abgespeckte, unprätentiöse Zusammenstellung von Unterschiedlichstem, ab und an etwas zu Dadalastigem. Fein, wie gesagt. Philip Nussbaum

V.A. TOTALLY WIRED – 010-2013 (totallywiredrecords.com) Labelsampler sind per se ein Ärgernis, schon mal gehört? Schamloses Restficken, ein, zwei Perlchen allenfalls dabei, als Kundenmagnet und Musitourifalle, und das war’s dann. 010-2013 – warum soll ich mich mit dem Ding überhaupt befassen? a) bis Umlaut): Keine Ahnung, aber TOTALLY WIREDs zweite (inzwischen gibts drei) Werkschau ist ein wunderbar vielgeschmackiges Schlaraffenland, und was bei anderen Plattenschmiedenschnellimbissen vielleicht noch unverblümtes Wieder-verwerten und Auskack-resten-in-der-schüsselgoldmachenachwennsdochsoeinfachginge sein mag, ist bei den Wienern ein Schmankerl, ein amuse-gueule, ein unverbindlicher, aber freundlicher Gruß aus der Küche, noch bevor die Tageskarte überhaupt in die Sicht geschoben wurde. Welcome to Lofi- und Irrsinnsheaven! Bei TOTALLY WIRED ist das Menu noch überschaubar, es geht also noch, sich ein hübsches Gesamtfresspaket schicken zu lassen (order @ totallywiredrecords.com). Nieder mit der Sinnenfeindlichkeit, und ein Hoch auf diese Scheißlabelsampler! Philip Nussbaum

REVERSE COWGIRLS – Bucking (Off Label Records) Drei Artverwandte fallen mir ein, mit denen diese Eher-Boys-als-Cowgirls auf Tour schicken würde: Hank Williams III., Bob Wayne oder THE WALTONS. Cow-Punk als Genre war ja mehr so ein 80er-Ding und wurde hie und da dann auch schnell von durchgeknallten Psychobillys geschätzt. Vielleicht, weil#s ähnlich fix zuging und hohes Tempo liegt auch den REVERSE COWGIRLS. Die ersten drei Songs peitscht man so schnell durch, als wollte man vorm vierten Song noch fix die Kühe zwischen Venlo und Breda von der Weide kriegen. Danach wird es etwas relaxter, aber zwisschendurch zieht man immer wieder mal das Tempo an. Besonders feinsinnig ist das zwar alles nicht, aber so eine gewisse Rustikalität ist ja auch gern mal beruhigend. Dürfte nicht nur bei sauffreudiger Landjugend Anklang finden, sondern auch bei dem einen oder anderen Großstadtcowboy. Und mit Hinblick auf den ersten Satz dieser Rezension bleibt nur eins zu sagen: Sofort auf Tour mit denen! (H) Gary Flanell

TERRORGRUPPE – Inzest im Familiengrab (Destiny) Back to the Rotz. Die einzig wahre Terrorgruppe betritt mit viel O-o-oooh das beinah schon gewesene Jahr 2014. Kein Erdbeben, keine Sturmflut, nur ein wenig Verkehrschaos vor der Oldiedisse, aber was ist daran falsch? Nix, genau. Schnauze halten, weitertrinken. Alles neu, Vollbärte für jeden und testikelabkneifende Hosen – das können die jungen Berliner gerne in der Summe für sich alleine haben. Der Rest kommt gut damit klar, das olle bekotzte Motivshirt über der Balkonbrüstung auszuschütteln und kurz aufzubügeln. Unbedingt schick genug. Jacho (Beste Grüße!) und Konsorten haben wohl schon mal etwas breiter die bekannte Mucke verblasen, und auch die Mische aus ironie-infizierten Kommentaren zur Zeit und blankem Blödsinn wirkt ein wenig instant, aber Hauptsache, dieses eigene Genre des Terrorgruppenpunk bleibt der Hauptsachenstadt erhalten und lässt sie nicht alleine mit sich pseudoverkünstlernden Comicfiguren wie den Ärzten etc. (2x P, eins davon auf jeden Fall für das phantastische Zeichentrickbooklet; ach, was soll‘s, noch eins für die Sache an sich) Philip Nussbaum

JOHN SCHOOLEY – The man who rode the mule around the world
(Voodoo Rhythm Records)
Sie scheinen den John Schooley bei Voodoo Rhythm wirklich zu mögen. Hätten ja sonst nicht schon das dritte Album von ihm an den Start gebracht. Ist aber auch zu sympathisch, dieses One-man-Band mit allem was klassischerweise dazugehört: Gitarre, Bass-Drum, Harmonika, Einflüsse aus Blues und Country, hoher Trashfaktor und viele Verweise auf die erklärten Vorbilder R.L. Burnside und Hasel Adkins. So kommt eine ganz solide, schwungvolle Trash-Punkscheibe zustande. Die ganze Platte kann man ganz wunderbar in einem Rutsch durchhören (was hier mehrfach passiert ist), würde ich jedoch nach meinem favorisierten Song gefragt, würde ich wohl so bescheiden gucken wie der Esel auf Weltreise. Was es mit dem eigentlich auf sich hat und wer der Mann ist, der ihn geritten hat – bleibt das Geheimnis von John Schooley. (K) Gary Flanell

TALCO – 10 Years-Live in Iruna (Destiny) „Grönemeyer tut es. Die Ärzte tun. BAP tun es, die Broilers tun es. Helene Fischer tut es, Hirte-Blasebalg tut es. Tja, und die Talcos tun es hiermit auch, das habt ihr jetzt davon. Hier kommt das daskriegenwirschockgefrostet, weihnachtenfindetdochstatt“- Livealbum. Weißt du noch? Und ich so, rausgehoppster Tetrapackwein mit Konsumbierschaumkrone überall, du so, lach lach, voll die aufgeplatzten Sonnenbrandblattern und am Hoden-sack einen Knutschfleck, und dann du so, und ich direkt nochmal, weißt du noch? Hä? Nö. Livealben braucht kein Mensch.
Höchstens du, um dich zu erinnern, dass du deinen dicken Hintern schon lange nicht mehr von der Couch gehievt und dich mal irgendwohin begeben hast. (2x P für zwei pipivolle Augen, die der Teenagerliebe nachgrienen) Philip Nussbaum

WOLF-FACE – Still a son of a bitch (Mooster Records) Biertrinkende Buddies, sich verschwitzt in den Armen liegend. Gemeinsam ein paar Hits von HWM, Anti-Flag oder Rise Against gröhlend. Kumpel-Mucke. Flanellhemden und Unterarmtattoos noch eins, so könnte ein Abend mit WOLF-FACE aussehen. Normalerweise nicht das, was ich den Soundtrack meines Alltagslebens nenne, aber das hier kann einiges. Vielleicht weil einfach durchschimmert, dass sich diese Typen aus Chicago gar nicht zu ernst nehmen. Ist jetzt auch kein Fun-Punk, aber es scheint ein gewisser versoffener Witz durch, zumindest in Songs wie „I wanna be a Homo (sapien)“ oder „I am a girlfriend“. Die Haudrauf-version der Gender-Diskussion. Nichts für reflektierte Abende, mehr was für die Nächte mit der Wodka-und-Bier-Sintflut und stundenlangen Freund-schaftsbeschwörungen. Geht ok. (H) Gary Flanell

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